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Durchlauchtigster
Herzog!
Gnädigster Prinz!
Möchten Ew. Königliche Hoheit huldvol einen unterthänigen Vortrag zu
beachten genehm halten.
Ich habe den Schlüssel
zur
Geheimschrift der alten Edda gefunden und wil sie dem deutschen Volke,
dem sie gehört, nun zum ersten mal wieder in Reingestalt geben. Wollen
Sie der Beschützer diesen Werkes sein?
Ich finde die Edda im
reinstem
indischen Slokas geschrieben. Wessobrunner Gebet und Hildebrandslied
pp. desgleichen. Die geahndete Selberleiheit mit Indien erscheint mit
einmal auf das schönste verwirklicht, neue Bahnen sind unserer Dichtung
aufgethan, höchstmögliche Läuterung des Wortes zum Urgültigem ist
gefordert. Ihre Sangweise ist den Liedern unverkenbar eingeschaffen,
wie sie noch auf den Alpen widerklingt und das lebendigste Verständnis
auch der Aufführung, vermittelt. Die Sprache die uralt=sächsische, weit
älter als Wulfila, dem Sanscrit innigst, allermeist wol dem vielleicht
älterem Hindewî (nicht Hindostanî) und wie es scheint einem ältesten
Farsî, der Sprache von Iran?, verwandt.
Mit dem entwohntem Gefühl
einer
grösten Freude hat solche Findung mich überwältigt; mit einem, von der
Betrachtung allein gemäsigtem Entzücken, das solche, offenbar im Sinne
skaldischer Runenschule durchgeführte Verumsetzung unmöglich angewandt
sein konte. Doch ist es schwer in den Bearbeitungen beinah zweier
Jahrhunderte, die neuesten nicht ausgenommen, an eitel Schalkheit
glauben, auch hat niemand öffentlich anerkant - mich aber bindet
keinerlei Gelöbnis.
So spät fand ich aus
bitterster
Armuth allein, die ich freiwillig auch der Verläugnung meines edleren
Wollens und Würkens immer vorziehn würde.
Die erste hinreichende Ruhe
zum ersten Versuche einer auch masgetreuen Übersetzung des Grimnismals
enthüllte die Urgestalt genauso wie ich nach tausendfachem Umherwählen
als eine deutsch ächteste dieselbe für heute noch selbständig ermittelt
und namentlich für Ausführungen weihwortlichen Gehaltes bestimmt hatte:
Slokas mit Stabreim, ja das Wortmasliche dabei entsprach demjenigen das
ich mir gefunden, wovon ich öffentlich Probe abgelegt; wobei freilich
indische Messung schon bedacht war, nur das die alte Sprache bei weitem
reinlautiger auftrit als unsere daraus entstellte. Der deutsche Name
„Schleifer“, von Odins achtfüssigem Ros, war mir nicht entgangen.
Mir ist die Freude des
Fundes
rein und wen eine vieljährige bestrebsame Liebe zu allem wesentlich
Betreffendem dazu befähigen kan, so ist es immer schön der erste sein,
der dem Volke das Seine aniedergiebt. Jahrhunderte haben sich
hingeschläfert in fremden Sprachlerungen und hier auch trit uns
Vollendung entgegen, mit Indien und Pindar Hand in Hand.
Alles dem Volke! wozu
sonst
eine Gelahrtheit? „Alles deutsch, für meine Deutschen ich geboren bin“,
sagte Luther. Welchem geschichtlich Besonnenem aber könt’ es entgehen
wie sträflich ungerecht wissende Wenige dem Volke das Urgedächtnis
eigner Menschlichkeit und angeerbten Wortes unterschlagen und ihren
Mitgeborenen die Bildung daran? Solte tiefere Würdigung nicht meistes
Verkehrte, der Kirche, dem State, dem Hause Bedrohliche der Gegenwart
aus diesen gewaltsam gestrichenen Kenbildreihen im Gedächtnis der
Volksele herleiten, die, noch die nämliche, das Jahrhundert
verabträumt? Werden Menschen die so sich vorbehalten was Alle
bereichern sol ohn’ eines Einigen Verarmung, nicht etwa geneigt sein
auch fremde Geistigkeit zu verprassen mit Raubfras am Selenleibe des
algemeinen Daseins? Wahrlich, ein grober, entscheidender Schrit in
Führung zur heiteren Alvernünftigkeit ist eine im Verständnis der
Urzeit, im heutigen Worte, in altheimischer Gestaltung des Äuseren
gebotne Edda!
Sie tastet nichts
Heiliges an,
am wenigsten die ehrwürdige Glaubenschrift reinen Sittenthums wozu wir
uns christlich bekennen, wie ein nie aufgegebenes Austiefen der
Erziehungen möglicher Weihwortschaft zum Leben und der Folgen solcher
Dichtung mich versichert; vielmehr haben wir im Gegensaz mit alter
Kirche, die Offenbarung des Alewigen in der Wesenwelt als solche zu
betrachten unbegreiflich verlernt. Ja das Christenthum erscheint hier
in schöner Mitte zwischen Buddhaismus und Islam, geradezu als
offenbarte Geheimlehre (10ter/
Avatar) eines Urglaubens
der ja den ewigen Ursprung nie kan verläugnet haben. Nach, mit und in
so gewonnener Ersonnenheit im Heiligen scheint es aufgegeben, mit der
Urgläubigkeit auch ein gedichtetes Schönleben in Unschuld neu zu
gewinnen, aus Huld eben der Vorsehung die uns begnadiget mit solcher
Mitlerschaft. - Auch ist diese götlich alschöpferische Fülle des Wortes
unerreichbar in Übertragung; man mus sich begnügen mit den würdigst
obgeltenden Deutungen und erwarten, wieviel des Urlebendigen die Zeit
sich aneignen möge.
Das eine aber wird gewis
gewonnen, urheimische Dichtung wieder
einheimisch zu machen, zu Lösung des ungeheuersten Misstandes in einem
Geschlechtsalter welches elend nur ist weil gestaltlos.
Ich ahnde die ganze
Schwierigkeit des Unternehmens, erst nur einer
Völűspá für Alle, dieser gedichteten Armin=Schlacht, Ur=stam= und
Al=Geschichte; wie wenig hier eigentlich zu geben sei, wie schwer das
Richtigste bis in unsere Zeit herüber zu führen; wär’ aber ein Stolz
auf Weltbedingtes überhaupt möglich, so hätt ich ihn in dem Gefühle,
nur wiederzufinden was mir unendlich geläufig ist und einem
Dichterverfahren, auch ohne Helschau, doch sehr nahe gekommen zu sein,
das ich in unserm deutschem Sanscrit hier götlich volendet erblühe.
Rükführung zu einer alsinlich albewusten Dichtung in deutscher
Urwortvernunft, war mein klar Gewoltes, daher mich dieser Fund nur
erhoben hat, nicht niedergeschlagen. Nichts was ich Wesentliches in
Mitbedingung nicht ebenfalls aufgestellt oder als möglich mir
angezeichnet hätte. Aber nie hab’ ich besessen was ich Werkstat nenne,
für den gesteigerten Abschlus. Die letzten Jahre hier wiederholten den
Untergang allen Schaffens in namenloses Elend. Eine Versagung von
Seiten des Hochseligen Königes hätte mir ein zu verehrtes Andenken
getrübt. Auch kont’ ich damals mir als ein Freund Luthers bitten, wen
auch für einen mit jeder lauteren Obgeltenheit einverstandenen Zweck,
dem Volk zu sagen was man wollen darf, damit es lerne was man wollen
sol.
Ist Freiheit Wesen ächter
Geistigkeit, so must ich vermeiden was
urgültige Weltansicht betheiliget hätte mit dem Befänglichem der Zeit
und durfte nicht eigentlich dienen im altäglichem Sinne, wo Bedürfnis
den Beruf erheuchelt. Ich habe mir stets die höchste Bewustheit
gefordert, deren ich mich fähig hielt.
Ich wolt und konte als Bildnis=
und Landschaftsmaler, Verdeutscher, Geschichtsschreiber, Denker und
Dichter und früher im Heerbanne, den Alles ist eben nur Eins in meinem
frühanerlebtem „Urmas“, ehrhaft mein Brod erwerben, die Mitwelt
versagte ehrhafte Mittel. Nicht aber würd’ es mich beugen wen das mit
Reichthum gesegnete Fürstenhaus in dessen erhabener Gesinnung ich immer
die reinste Sicherung auch meines Reinmenschlichen verbürgt sah, einige
Tausende auswerfen wolte, ob ich nun diesen Ertrag jemals für schönen
Zwek dankbar wieder anlegen könte, oder damit nur die Bewährung eines
treuesten Willens ermöglichen. Ich nenne so viel, weil mein umfassendes
Vorhaben nur durch eine grosartige Unterstützung befördert werden kan;
wie bemessen mein eigenes Bedürfnis angeschlagen ist, möge die Einlage
bewähren.
Gold ist der Abgot unsrer Zeit; ich bin kein Götzendiener.
Einer geheimen Verbindung die, schwachgeistig, meine Jugend versties
anstat zu fordern was schon der Knabe zu gewähren wuste, die mit
erschlichenem Vertrauen mir Unfreies aufbürden möchte, werd ich nie
angehören. Zudem kan die Bearbeitung mir einen Gewin kaum abwerfen; wer
möchte Handel treiben mit heiligen Schätzen des Volkes. Annehmen kan
ich nur wo der Werth des Goldes als solcher nicht in Betracht käme.
Wem also konte, wem also
durfte
ich meine Hoffnungen früher anheim
stellen als Ew. K. Hoheit? Vom dereinstigen Thronerben sind ja
diejenigen Geistigkeiten ihre Begünstigung zu erhoffen gewohnt welche
das öffentliche Statsleben weniger mitbedenken kan.
Ferner gemahnte
mich eine früher gewagte Bitte (1823.), worüber ich eine Rechtfertigung
vorbehielt welche in Ihren und der Welt Augen mich reinstellen sol.
Jahre lang, nicht sowol getäuscht worden war ich, als durch das
Errathen einer möglichen Erziehung von ungeheurer Wichtigkeit, an allem
Handeln zu Gunsten meiner verhindert, indem man Aufschlus auch da
versagte wo ich vor höchster Geisteswürde mich beugen durfte. Ich
gestehe den Entschlus, niemehr, auch einen Fürsten nicht um Förderung
meines Alerwünschten bitten zu wollen, doch unfähig bin ich ein
heiliges Vertrauen das mir als Sachsen am nächsten liegt, zu umgehen,
wen die Angelegenheit nicht ihr Gewicht im Glauben an meinen Werth
allein hat.
Die unaussprechliche
Wichtigkeit der Sache entschied. Es ist ein Geist
lebendigen Lebens in diese Runen gebannt, der nach Jahrtausendkämpfen
nun wieder ihre wird, um ein uradliches Volk zu sich empor zu heben.
Eine Volkserziehung, wie sie Urstuffig bemessen, mir auch immer möglich
und erwürkbar geschienen, weil sie weltschaulich dargegeben ist, wie
ich sogar öffentlich vorbereitet und allermeist vom Wort aus entworfen,
sie dereinst einem König ans Herz legen wolte; welche mit dem Ertrag
wahrer Bildung alle Stände gleichmäsig betheiligt, auch den Ernsten
überschwänglich begabend im albewustem Mitgenus einer Schönheit welche
die Sitlichkeit erwirken mus [ein Wort unleserlich] ohne sie nicht
errungen wäre - gewährleistet sich hier, findet wunderbarste
Vorauserfüllung. Man erkennt jenes Volk wieder dessen gesundeste
Menschlichkeit die Bewunderung seiner Feinde und gröste Könnerselen zu
stillen Mitverbundenen gewan, die an ihn zu neuen Hoffnungen für die
Menscheit, für die Möglichkeit einer Weltrettung sich erhoben fühlten.
Wen ich mit 38 Jahren
beinah
nur Bruchtrümmer aus einem beraubten
Jugendleben aufnehmen kan, dem man mit unbegreiflicher Misgunst immer
die grose, übereingestimmte Ganzheit einris wozu es sich gestalten
wolte und wen verlorene Götterjahre der Kraft und Kunst mich belehrt
haben, das auch mein Zuleistendes gar kein Werth gelegt war: so
minderte das weder Selbgefühl noch Pflicht der Selbrettung. Ersaz ist
unmöglich; aber es retten könten mir sehr bedeutende Mittel allerdings,
sofern ich sofort auch die Verfahrungsweise zu steigern wüste. - Dan
aber ist eine schönere Lösung aus langem Leiden als die vorgeschlagene
kaum möglich. Ein Alpengebürge läge mir wieder im Rücken; jede davon
erblickte Aussicht ist Eroberung. Das Lernstük auch öffentlich geben,
heist es am grosartigsten abthun, damit es nicht weiter befange und ich
zu deutscher Gegenwart so reicher mich wende, wen auch Verheimlichung
nicht gewissenlos wäre. Es ist nicht Gold was sie mir schenken würden;
ein neues lebendiges Leben wär’ es, endlich thathaftes Mitleben im
Zeitgeiste. Alle Fernen, alle Zinnen des weiten, in einer Jugend vol
grober Kämpfe ersiegten Gebietes übergoldet mit einmal dieser
Sonnenblik, in das ich nun herlich heimkehre. Ja, grosherzige Förderung
bei diesem fürwahr nicht blos heidnischem Alterthum, könte den Glauben
mir neu verschaffen, sogar hier neben Christen zu leben, denen ich,
ohne Zweideutelei, so gern freiwillig angehöre. Den gegen meine
Lauterkeit in solcherlei Dingen möcht’ es unmöglich sein anders als
unrecht zu haben, gleichwie mein äuseres Erscheinen in Tracht und
Erhaben, sofern ernsthafte Durchführung auch darin die Umstände erlaubt
hätten, unerheucheltes Ergebnis ist aus Erlebnis, mit der Wahrheit
meiner Gesittung, dem Ernste meiner Bestrebungen, ohne Wilkür verwoben.
- Überdies möcht’ ich vor zwei grosen Irthümern mich bewahren: zu
glauben, es habe mit irgend Etwas noch Zeit, oder, es sei zu spät noch
anzufangen. Zwischen beiden steht die Trägheit stil.
Erkentnis der grosen
Selberleiheit aller menschlichen Kunden,
Veraleinfachung ihres Erlernbaren, war frühe Richtung in mir und kaum
hat unsre Zeit eine Seite der Bildung entwickelt welche mein
Dichtwille, kraft urbemessener Thätigkeit mich in jenen Dreiklang der
Künste leicht und schnel zu bewältigen verhofft hätte; die mir das
Leben bekenbilden, worin ich das Vormas aller Thatübung erblike. Aber
so Vieles, wie neuere Sprachen, Musik und frühgeliebte Naturkunde must’
ich aus Mangel; Belesenheit in neuesten Dichtwerken aus Vorbehalt und
Ehrlichkeit, sehr versäumen; Mathematik und neueste, doch allemal
statsmännische Weltkunde sogar zu Bewährung meiner ruhigen Absichten.
Den Zustand solcher geistigen Entleibung müste über 10 Jahre lang
erduldet haben, wer mitfühlen wolte, wie sehr eine Begnügung den Werth
meines Daseins erhöhen würde. - Viel schönes hatte neu vergönnt
geschienen. Geschichtslerungen an manchem Hauptorte Deutschlands,
Bewanderung seiner Hochgebürge, sprachlich, malerisch, naturkundlich.
Tyrol, Schweiz, Italien, heitere Aussichten. Der Norden und Island
sehnlich erwünscht. Gelingen aller Art im nun befriedetem Leben, stat
alle dessen eine hohle, dumpfe Lücke erschmachteter Höchstjahre. Da
steh ich, ein Gemordeter, den Schuldigen ein Vorwurf; ohne Sohn, ohne
Werk, ohne That auser immer bewusterem Kampfe mit ungeheurer
Schlachtheit. Kaum Aufathmen zu dem Gefühle der Kraft welche mein war.
Alles Werden vereitelte man gewaltsam und mit Versagen der rohesten,
gemeinsten Bedingung, des Leiblichen, Stoflichen.
Versuche man nie mich zu
täuschen über mein Verhältnis zur Mitwelt.
Werth bin ich der Wahrheit die mir geworden; weis was man gab, schuldig
blieb, schuldig würde.
Dreizehn Jahr
in blühender,
wildschöner Heimat eine Bildung an Natur,
Sprache, Turnerei, Handwerkerei, Kunst, vielseitig, reinmenschlich, wie
ein indischer Fürstensohn sie wünschen mag.
Plötzlich untergetaucht
in
Möncherei des Mittelalters.
Befängnis.
Entrisne Gegenstände. Aber es giebt eine siegende Kraft der Indifferenz
im Menschen die unglaublich früh schon bewust würken kan. - Je
reifender, so peinlicher befangen die glühende Inbildschau, der rastlos
arbeitende Geist, welcher insgeheim der Bildung zur Kunst ohne
Rücksicht ergeben, der höchsten Pflicht der deutschen Sache allein sich
gebeugt hätte. Anspruch auf vielseitige Ausbildung, leibliche Kraft in
Fülle, Beharren - aber Eingehen in Unbefriedigung aller Art. Hätte man
Rafael mit abgehauenen Händen, geblendeten Augen in einem Zustande
lebendigen Verwesens hingehalten, mit soviel Behagen dazwischen als
etwa den Wunsch noch aufblühen lies, gewis würde sein Schöpferwille in
den mit Händen und Augen Begabten viel Kunst erwürkt haben, die, in
traumhelle Verbindung mit ihm gesezt, in dem Mase Begeisterte würden
als er verschmachtete.
Dies die Geschichte
meiner
edleren Anlagen. Ich weis Begünstigungen der
Geburt und Geschichte, die ja auf Nachlebenden immer reicher werden
mus, zu unterscheiden von eigenem Verdienst, sage daher ohne Eitelkeit:
anmasliche Alleinpächter der Vernunft und Bildung konten wol auf den
Gedanken kommen, meinen Kopf, worin tausend Erziehungen schöner
Geistigkeit zusammenstrahlten, zum Bergeshaupt’ abzutödten, als Grund
und Boden einer Siedelung die da gedeihen solte und meine Erze abbauen.
Mir blieb das dumpfe Berg=sein, die Ehre mit Füssen getreten zu werden.
Armuth entschuldiget scheinbar. Aber die war commandirtes Mittel, nicht
Nothwendigkeit. Und was hätt’ ich verlangt, als, nicht beraubt werden,
vergönnten Erwerb und etwa die Auslagen zum Anfange? Wurd ich bemerkt
und benuzt, ei, so war es Pflicht zu retten. Den Vorwurf bettelhafter
Anmasung hab’ ich nur einfach öffentlich zu züchtigen an Bettlern
meines Geistes und meiner Geisterschaft, im Angesicht Europa’s, nicht
scheuend hellste Untersuchungen. Ich könte Werke nennen, worin der
Ertrag meiner Lernjahre durch Andre - verfehlt ist. Von tieferen
Erziehungen schweig’ ich. Aber ich erdrück eine Thräne der bittersten
Wehmuth um deutsche Menschheit, gedenkend, wie ich für Kunst und Kunde
nur maslos benuzt wurde, verliehen, unbewust, ein Lesebuch für
„Mündigere“ denen man die Werkmittel in die Hände gab, wonach mein
frühester Wunsch täglich hinstarb, indes ich hungerte, fror, abschrieb.
Ein Erbe, dem räuberische Vormünder verheimlichen das er Besitzungen
über See hat. Und wie benuzt; nicht etwa blos für den grosen Zwek Aller
wofür man mitglühte; nein, Mittelmäsige zu begeistigen, Surrogate zu
würzen. Eine Begnügung allenfalls erreichbar, aber nur gegen Stilsitzen
und entsagen jeder höheren Leistung, die den wahnsinnigen Mäklern mit
fremdem Geiste nicht zusagen mochte. - Nicht wissen konte belogne, an
eigner Kraft verglühende Jugendlichkeit al die ausgebildete Teufelei
eines europäischen Vampyrismus; aber sie ahndet ihn und fühlt
meleagrische Qual der Beraubung. - Auch rettende Geister sind mit mir
gewesen, gröste, reinste Menschen mit wunderbarer, unverdienter Liebe.
- Auch das Gedächtnis einer Freude hab’ ich. Es war die blutigste die
das Jahrtausend aufstellte und kostete mich glänzende Möglichkeiten.
Doch war es Wunsches Erfüllung, wiewol seitdem scheinheilige
Verruchtheit den höheren Menschensin in Deutschland verfolgen mag. -
Dan, fern von hier, kaum ohn
hiesigen Einflus, allerlei, weder zarte
noch ehrliche Versuche, mich „der Geselschaft - ?“ einzuverleibigen.
Man wolt’ ein wenig abspeisen; geläng’ es der eignen Unwürdigkeit
überführen, auf die Seite schieben; wol auch befördern zum Mitgenus
gegen klügliche Mitsünde. Den Alles war wiederum dem Ganzen zum Heil
ausgeschlagen. Kaum mit dem Leben und gelähmten Füssen entkam ich,
nicht zweifelnd, man hätte lieber mich verschwinden lassen.
Das Vaterhaus gab noch einmal
Genesung im stumverstandenen Gefühl’
einer so verlornen einst herlich aufblühenden Jugend. Nach drithalb
Jahren (seit 1818) wiedereintrit ins Leben. Zuerst hier.
Der Ankömling
wol empfangen, nach Nothdurft gefördert. Der stil Beschäftigte der sich
nicht irren lies, toldreistes Ansinnen einer durch Hudelei
anzubildenden schweigsamen Wilfährigkeit langmüthig Verachtete, bald
vernachlässiget bis zur Gefahr einer Auszehrung.
Thüringen rettete.
Viel Werthes gefunden, sogar ohne Geld Neigung und Achtung; durch einen
jungen Freund Rettung in mislichsten Bedrängnissen. Im Algemeinen aber
in diesen 10. Jahren alle Mühsale die man am Kriege unerträglich nennt,
mitten im Frieden erduldet. Meiste Winter ohne Holz. Ungezählte Tage
von Entbehrungen zu mat, auch nur den Stift zu führen oder mit
erloschenem Auge die Farbentöne zu finden. Dreivierteljahr, wider
Abrede geldlos, vol Störungen, der gesegnete Anfang als ich, wieder
hier, die Malerei nun rüstiger ausüben wolte. Jedwede, sich
unvertilgbar neugestaltende Werkstat eingerissen. Ohne Gyps, ohne
Kupfer und irgend eben erwünschteste Hülfsmittel, nicht Ein Monat
Begnügung um Entwickeltes anzueignen oder Angefangenes durchzuführen.
Eine Krankheit vollendete das Elend. Seitdem (4 Jahre nun) ohne Geld,
ohne meine Papiere pp. endlich ohne Farben, Pallette, Pinsel, ohne
einen Siz zum zeichnen. - Ein philosophisches Werk was ich 1819.
angekündigt, erlag absichtlichen Hemmungen. Epische Dichtung ward
unterdrükt. Die Geschichtsarbeiten geriethen ins stoken; nicht einmal
die Chroniken waren vergönnt in verödeten Wintern. Lyrik verstummt, wen
Fluch, Klage, Verachtung, noch alleinige Stoffe sind. - Belauerung auch
der Werkstat. Wissen um Dinge und Arbeiten wovon ich nie gesprochen.
Misgönnte Einsamkeit, nur immer in Befängnis zu halten. Eine Absaugung
des warmen Lebenslichtes bemerkbar, die es zum heiteren Schaffen nie
kommen läst. Solcher Einbruch in fremde Sele, diese Belauern fremder
Gedankenwerkstätten durch usurpirte Helschau, ist das verruchteste und
gefährlichste aller Zeitübel. Nicht nur höhnt es alles Menschenrecht in
Zertrümmerung des einzigen Heiligthums der Kraft Gottes Machtspruch
bestehenden Einzelschaft und zeigt so die Menschheit auf sitlich
niedrigster Stuffe: sondern verpflichtet auch, wo der Stat, betrogen,
bestochen oder zu schwach, nicht gegenfehmt, zu jeder endlichen
Nothwehr die gegen das Vernunftlose freisteht. Es müste Gesez werden,
das kein Ehrenman dem Bluthunde das Leben schenken dürfte, der ihn
geistig ansäuft. „Habeas animum liberum“, wär’ Anfang eines deutschen
Freiheitsbriefes. Wahnwitzige Gaukelei mit dem heiligem Feuer zu
müssigem Hausgebrauch! Hat man vergessen was Frankreich in Blut
gewälzt? Die Herlichen, denen man ein kindlich Alvertrauen bewahrte,
die Hochreinen mit denen man auch die Gedanken theilen mag, werden zu
zählen sein! - Ferner ein hämisches Blickenlassen wie gut man es auch
haben könte, wen man folgsamer wäre. Gelegenheit zur ekelen Mitsünde,
zu niedrigen Vergehungen. Selbmord hätte man in der Ordnung befunden. -
Aber auch tiefere Leiden waren angelegt und fanden hier geheime
Vermittelung, die mich von innen aus zerstören solten. Heiligste
Gefühle gemisbraucht, frecheste Lüge gesponnen, von jenen Unsichtbaren
die sich Eingeweihte dünken wan sie das Heilige profaniren und die der
Stat, selbmörderisch oder mit eingestandener Schelmerei gewähren läst.
Blos ein neues gaunerisches Mittel, sich meine Mitgedenkschaft zu
sichern. Man fand noch Kraft, wolte benutzen und das angeregte Gemüth
ohne Befriedigung als Dampfkessel in die Maschine hängen, wobei die auf
Werke gezielte, harmonisirte Kraft, nur dorthinüber würksam in mir sich
stemme, erfolglos. Ich kenn’ etwas die deutschen Meisterkünste.
Die
mehr als verdächtigen Erziehungen denen ich an der Ostsee entkam fanden
hier Helfersknechte. Es folgte nun das dieselben Gewissen die dort mich
zu tödten getrachtet, hier mich bewachen gedurft.
So wurd ich hingehalten,
möglichst armselig, damit es allezeit im
Belieben der Leitenden stünde, mich ihrer Heerde bettelhaft,
nichtswürdig oder bedauernswerth vorzustellen. Jede Bemühung um ein
ehrliches Aufkommen wie es unter redlichen Mitbürgern gewöhnlich, wurde
schnöd abgewiesen von diesen abgerichteten. Nur an die Reinheit eines
Mannes glaubt ich unbedingt; meines Königes und so wurd’es möglich hier
auszuhalten, ja bedeutend schien es zu bleiben, wo an Verdrängung einer
blosen Gesinnung soviel gelegen war. - Wozu aber die Verfolgung?
Über
mein Leben kan ich Aufschlus geben; beschämenden. Was haben meine Väter
verbrochen, das mir nicht die Begnügung des Thieres gegönnt war,
geschweige ein Pläzchen zum Denken, Dichten und Malen? Freilich ein
Geschlecht welches nur Trozköpfe bildet, die im Gegensaz mit aller
Vernunft welche Perücken trug, sich den Bart wachsen lassen, die
ausgesuchte Quälereien zur Unterwerfung unter das Geheime das
beherrschen wil nicht vermögen, die Neuerung=süchtig mit Anregungen
einer Läuterung meistes Bestehenden zum Wesenhaften auch dan noch
unbequem laut werden, wen man den möglichsten Scheinlärm
überschwänglicher Fortbildung veranstaltete, die aus der nach Umständen
recht schiklichen Begeisterung einen lächerlichen Ernst machen auch in
gesezten Jahren noch, und wol gar mit unverzeihlicher Narheit,
unbarmherzig entsagend, reine Sitlichkeit, wahre Uneigennützigkeit vol
Hoffarth schautragen, fähig das neueste Geheimnis der Überlegenheit an
gemeines Volk hinzuwerfen, was doch ausschliesliches Erbteil
bevorzugter Stände bleiben sol - ein solches Geschlecht mus man
gründlich ausrotten, mit der Wurzel; darf Kinder nicht haben noch
selbst erziehen, und lässt sich Armuth als Vorwand anwenden, ei wie
paslich, wie leicht und wolfeil!
Wen europäische
Stasklugheit
mir entzog was alzu bedeutende Thaten
verhiesen hätte, so find ich das weder gerecht noch weise, jedoch
begreiflich; die Bestialität aber, auch Kunst und häusliches Glük, eine
ganze Reihe von Werken, eine gesamte Nachkommenschaft abzumorden,
übersteigt meinen Begrif, wenigstens von deutscher Menschlichkeit. -
Entweder stand ich an Ungeschick und sitlichem Unvermögen so tief unter
den Gewöhnlichen, das ich in Demuth verzichten mus auf Alles was dem
Leben der höheren Wesen unser einen Werth giebt - oder meine
Mitchristen erblickten, mit Erbauung, in meinem Elende die Strafrache
zornwüthiger Gotheit an einem der weniger Geschmak findet an überlebten
Kirchlichkeiten und seiner Konfession ihr edelstes Recht, zwangfreier
Äuserlichkeit, wolbesonnen zu behaupten hohe Verpflichtung hat - oder
ich hatte mit einer tiefliegenden Schlechtheit zu kämpfen, jener
ruchlosen Selbvergessenheit, welche Menschen benutzen wil wie Sachen,
unterdrücken was ihr nicht angehört, Gottes Bild in uns, das
freigestaltige, zum Affen ihrer selbst entwürdigen, geruhig harrend ob
man zu den beliebten Unmündigkeiten der Ansicht sich endlich bekehre,
mit viehischer Nichtachtung alle des Guten, Schönen, Treuen und Lieben
was dabei zu Grunde geht, ja offen bekennend: „man werde wenigstens
altern“. - Als gemeiner Genusmensch wär’ ich wolgefahren hier und
anderwärts. Das Würdige hat man nie geboten in einem, dem Vertrauen auf
mein Geistiges entsprechendem Würkungskreise, mithin auf meine Achtung
nie Anspruch erworben. Noch schlimmeres weis ich. Zum Ungeheuerem
erzogen, nicht weiter bedurft, solt’ ich im zwecklosem Elend eine
Schule des Nichtigen machen, die einen Geist herabzöge, womöglich
erniedrigte, vor dem man erröthet, weil man einmal ein Höchstes von ihm
zu hoffen geneigt sein konte. Gern glaub’ ich an die Absicht, langsamen
Mordes, der gewaltsam hier nicht auszuführen war. Ich verlache diese
weder adliche noch fürstliche Gesinnung die freien Hochsin nur in
Nothlüge anerkennt, aber in allen Abgründen meiner alpenfesten Geduld
find’ ich kein Thautröpfchen Achtung für solche Deutschheit. Könt’ ich
anders fühlen so müst ich ein Nichtwürdiger oder der Tropf wirklich
sein wozu meine Mörder mich gern gemacht hätten.
Bei al dieser Einsicht in
die
innere Naturgeschichte meiner Landsleute
hab’ ich mir den Glauben an Menschheit und an deutsche besonders, mit
vieler Heiterkeit frisch erhalten. Mit Sonn’ und Erde befreundet,
begegn’ ich überal gern einem besserem Menschen und aus dem
schlichtesten Stoffe das Gute sich entwickeln sehn, wol gar es
entwickeln helfen, ist was mich begeistert.
Nicht ohne Widerwillen
hab ich
daher in soviel herben Worten doch nur
ein Schattenbild unmenschlicher Leiden gegeben und fürchte beinah für
den Eindruk. Aber auch ungekante Opfer der Zeit haben ihre Geschichte,
die freilich sehr transparent geschrieben sein wolte für helle Augen.
Das Bestreben wahr zu sein wird unwilkürlich darstellend und nichts
möcht’ ich erschleichen, gern verzichtend wo ich so wie ich bin nicht
gelten kan. Ew. K. Hoheit solten wissen wie es im Innern desjenigen
aussieht der um eine Begünstigung bittet. Vertrauen ist keine
Zierpflanze, wol aber eine heimatliche, die man in Wald und Wiese nicht
missen wil und Einmal wolt’ ich den wilden Straus überreichen, ungewis
wo ich noch suchen mus was kein Tüchtiger entrathen mag, wen er auch
die gewöhnlichen Beehrungen der Menge längst entbehren gelernt. Den
freilich wen freie Selbwahl hier gar kein Recht haben, wen meine
hiesige Bestimmung, sofern ich nicht amthire, durchaus nur sein sol,
mich mystificiren zu lassen zum Substrat an dessen Beharlichkeit
wolfeilste Diplomazie bürgerliche, kirchliche, ästhetische Gesinnungen
und Gegengesinnungen ostendirt, manifestirt, periflirt, cachirt .....
so mus ich wol umsehen ob man nicht anderswo zu sehr sich achtet,
mänlich ernste Bestrebungen mit unmündiger Behandlung zu vergelten!
Ich alein kan hier über
mich
Bericht erstatten. Ohne Weib lebend, ohne
Begnügung, ohne Geselschaft, steh’ ich mit niemand in sogenanntem
Rapport. Kein Orden, keine Behörde kan meine Mitwissenheit besitzen
ohne Verbrechen am erstem Menschenrechte.
Mit
einzuschmelzen auf
gemeinste Weise war ich nie. Mein Tiefstes hinzusprechen wo man
Bethätigung versagte, wär’ unklug. Von angefangenen Werken
zweifelhaften Erfolges red’ ich nie gegen Vertraute. Jüngere Lieblinge
wil ich nie befangen. Auch das Elend gemordeten Daseins bleibt
unerwähnt, weil Wenige verstehen und ahnden wie unendliche
Bildungsreihen dem Geiste da untergegangen und das der Ertrag der
Verlorenheit selbfach wachse. Man mus arm, ganz arm sein um zu erfahren
was man Werth ist und wie auch Bessere doch lieber einige Schuld uns
beimessen als unbequeme Dürftigkeit aus Tugend nachsehen. -
Wohlmeinende die nicht ahnden wie klar ich über meine Verluste bin und
das die freien Höhen der Wissenschaft, die freieren der Kunst, mir noch
einzig erträgliche Heimat, bedenken den Ärmlichen, der doch wol aus
Unkraft zurückblieb, nie recht gewust haben mag was er wolle, der,
behaftet mit Schwächen der Sonderbarkeit, zu rüstigem Mitschreiten nie
sich ermannte, den sich und Anderen Unbequemen, nach 15. versäumten
Amtjahren und hoffentlich abgebüsten Schwärmereien, etwa mit einem
Stelchen das Brod sichert und sogar ihm noch eine Art von Anerkennung,
die ungemein zufrieden stellen mag, wen auch seine Jünger seine
Vorgesezten wären. Den dienen sol Alles in der unverbesserlichen
Ordnung. Der Begrif eines freien Bürgerthums, freier Werkübung, freien
Erwerbs, gieng dem neuestem State verloren. Reichthum allein befähiget,
spricht mündig. Das begnügte Zusammenspiel von neuen Lebensformen, nach
anderen Kategorien als den bisherigen, ist noch nicht zu Stande. Seine
Zeugen sind Blutzeugen. Treflich weis man, nicht alles Neue sei
besser[,] vergessend, wie alles Bessere Neu. - Kurz, jede Bemühung mich
anders fesseln zu wollen als durch vergönnte Thätigkeit für meine
Hauptzwecke, wiederholt ein Mistrauen worüber ich zu weit erhaben mich
bewies als das ich es noch verzeihen möchte. Gönne man mir ohne
Einschränkung mein möglichstes zu sein in jedem möglichem Falle; oder
meint man, auch unbestehlicher Zwekwille werde ja wieder sich
einstellen wo man ihn braucht? Gros oder klein die Gesinnung für Ein
kurzes Leben! - Ich suche nichts für mich. Ungewöhnliche Zeitumstände,
Verhältnis zu Fürst und Volk, mögen Pflichten auferlegen: Befriedigung
find ich im stillen Kirchenthum der Gebildeten, das dem Gedenk= und
Erwolbarem in Menschheit auch einen Gefühlsausdruk sichert im Schönen,
überzeugt, von daher allein könn’ ein erhöhtes Leben ausgehen für Alle,
deren Wenigste wissen, wie Gedanke durch Wort und Werk That wird. - Ein
ungefragets Verbrauchtwerden für noch so gepriesene Zwecke, bin ich
hinfüro um jeden Preis zu vernichtigen entschlossen.
Den nicht läugn’ ich eine
Zeit
sehr nahe zu fühlen die es entscheiden
mus, ob die nie befriedigte, nur sich behauptende Lebenskraft
unaufhaltsam sinken, oder indem erretbar noch Übrigem von meinem
Lebensantheil durch edelfreie Begnügung noch einmal steigen sol, und
das es erste Pflicht ohn’ andre Rücksicht als die höchste, Verhältnisse
zu suchen wo aus dem Ernste des Freigeistigen, Reinmenschlichen, wovon
das Jahrhundert so rühmende Worte macht, auch für mich wollen Ernst
werden; wo ich zu leben endlich anfange. Nicht aber war dieses
Bedürfnis Anlas meinen Gesuchs. Neben die unschäzbaren Vortheile der
Gewärung stell ich 3. Jahre, nach soviel verlorenen die eigenen Werken
bestimmt waren.
Meine Augenblicke werden gezählt sein; geselligem
Mitgenus und häuslichem Glük, sofern ein solches mir unter diesen
Zeitgenossen noch moralisch erlaubt sein würde, entsag ich auch diesmal
und nur Malerei, als einzige Erholung, möchte dabei soweit gedeihen das
ich demnächst nicht erwerblos dastünde. Von dem Verdienste der Armuth
allein weis ich zu wenig mir selbst anzurechnen, als der ich wünschen
könte, Rüksicht auf meine Bedürftigkeit möge hier einen gnädigsten
Beschlus bestimmen: vielmehr allein anständige Sicherung eines
Geistigen dem ich freiwillig diene. Es ist ein schweres Los, erbitten
zu lassen, was man unter edleren Mitbürgern besitzen würde. Nur der
Werth des Gedanklichen wofür, nur die Gesinnung der Gewährenden kan
beruhigen. Endlich durch Offenheit allein hoff’ ich auch die
Verschwiegenheit zu verdienen die mein Vorhaben vor seiner äuseren
Sicherung noch erheischt. Absicht und Werkstat wollen verhüllt sein vor
der Eifersucht schwächlicher Zeitgenossen, vor heilen Wetwerben unserer
vorlauten, bezahlten Schrifterei=Menschen. Ob die goldenen Tafeln der
Urschrift hier oder in Indien noch vorhanden; ob in deutschen,
englischen, französischen, nordischen Geheim=Archiven noch Abschriften
befindlich; ob gewisse Orden in Kentnis geblieben sind oder wiefern sie
dieselbe ihren Unterworfenen mitgetheilt, (was vor neuester Zeit kaum
glaublich): weis ich so wenig als ob man meine Findung vorauserlauscht
und die Arbeiten längst an viel Würdigere vertheilt habe. Vor 10.
Jahren vielleicht, den so lange etwa hat man wieder einen Begrif vom
Slokas in Deutschland und höchstens den Gebrüdern Schlegel war eine
Findung aus eignen Mitteln zuzutrauen. Da es jedennoch nicht gelungen
mich in Unwissenheit zu lassen, so behaupt ich mein Recht und wil die
Sache nicht anderen Händen preisgeben, bevor ich an der Urkunde wie
eben ich sie überkam, mein Bestes gethan, bemerkend, wie vieljähriges
Mitleben im Geiste jener Zeiten mich in Stand sezt manches zu geben
wovon jene Meister, ohne Einhülfe, sich schwerlich träumen lassen.
Schon fand ich Namengestalten bewährt welche mir eine eigenthümliche,
tiefere Wortforschung mir als jemalige früher enthüllt hatte. Am
wenigsten wil ich es dulden, an trefliche Männer, die gute Küchen und
ausgesuchte Büchereien schon besitzen, blos verliehen zu werden als
merkwürdiger Schlüssel - es möchte den Bart kosten. - So kenn’ ich
meine Landsleute. Ich weis auch den Gedanken nicht sicher. Was an mir
lag sind Ew. K. Hoheit der Erste dem ich meine Entdeckung vorlege. Blos
das erste flüchtige Gewahrwerden das eines Zeugen beinah bedurfte,
wolt’ ich einem jungen, hier einsam der Literatur lebendem Mann von
Adel nicht verhehlen, dem das Fach bisher ziemlich fern lag, von dem
ich das vielleicht einzige hier befindliche Exemplar des
Haldorson’schen Wörterbuchs entlehnen konte und der die erbetene
Verschwiegenheit ja wird geleistet haben. Hat so auch niemand ein
Recht, von dem Unternehmen zu reden, so untersteh’ ich mich überdies
ein Blat, betreffend altsächs. Geschichtsarbeiten, einzulegen, als
vielleicht unbefänglicheren Gegenstand wovon zu sprechen. -
Ist es ein Gefühl, der
Got=bewusten Menschheit werth, von mir in
Andacht heiligen Vätern die Möglichkeit verdanken, beglückende, gesunde
Wahrheit in ein harrendes Geschlecht als Schönheit wieder heimzuführen
und verdient, was uns die Menschlichkeit entehren wil, ein Zürnen der
Männer: so verzeihen Ew. K. Hoheit um diesen Entzückens und diesen
Zürnens willen gewis einen zu unbemessenen Bericht welchen wankende
Gesundheit sehr verspätet und verlängert hat, den ich aber in seiner
ungesuchten Wordenheit gab wiewol die Bedeutenheit des Betreffenden,
während mehrmonatlicher Beschäftigung damit, sich unablässig steigerte.
- Es hat mir geschienen, als werde das geschmälerte Sachsen den
dreihundertjährigen Ruhm eines Vorandringens im Lichtkampfe deutscher
Bildung mit aller Besonnenheit zu behaupten haben, bei dem Weteifer
benachbarter Staten. Nur Geistigeres, nur die höhere Methode kan
siegen, samt Anerkennung derjenigen Geschichtlichkeiten welche der
neuesten Bildungsaufgabe gediegenen Hintergrund und einen Boden
gedeihlicher Wirklichkeit sichern. Bewust nun diese Aufgabe algemeinhin
und vorerst in Heimfindung zu einem würdigem Nationalismus im Gegensaze
mit flachem Europäismus, in Ermannung der Völker zur eigenen
Treflichkeit, welche das urgültig Vorbildliche was betheiligen kan, bei
sich zu finden, aus eigenen Mitteln zu leisten den Muth hat; wo dan ein
höherer Statenbund in abgeschlossener, reinbewuster Gesittung seiner
Mitglieder, sich Einheit und Freiheit zugleich verbürgen mus, weil
ernste Befreundung selbständig Gebildeter ein festeres Band ist als der
Vortheil des Augenblicks oder die Lüge geheiligten Wahnes: so würd’ es
als guten Sachsen mich besonders erfreuen, wen das Wichtigste was
unserer Dichterei sich offenbaren kan, die Urkunde ihrer weihwortlichen
Gediegenheit, von Sachsen wieder ausgingen; erfreuen so mehr, da kaum
die entfernteste leibloseste Theilname an solcher Fortbildung für mich
zu hoffen war, vielmehr ein von Haus aus volkthümliches, darauf
abzielendes Dichtwerk, zehn Jahre lang mühselig unterdrückt wurde.
Desto befriedigter darf ich behaupten, von vielen ähnlich strebenden
Zeitgenossen der einzige gewesen zu sein, dessen unbeachtete aber
eigenthümliche und bewuste Richtung mit jenem Urkundlichem in
Weihwortschaft endlich in Eins traf, was den unschäzbaren Vortheil
gewährt, das ich nach der Entdeckung auch mein Angefangenes nur
fortzusetzen habe. Der Beweis aber, einer verirrten Dichtung die ächten
Götter wieder zuzuführen, ist so heilig, das diesen Dienst auch
undankbarstem Volke zu erweisen keine indische Rüksicht mich abhalten
könte.
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Nach Ostern 1830:
Ich gab in diesen Bogen,
wie
seit erstem Hinwurfe im Octbr. vorigen
Jahres sie sich gestaltet, offen den Standort an auf welchem die
Entdeckung mich fand und ehrlich die Geschichte der Eindrücke die sie
in mir entwickeln muste. Ich möchte in solchen Dingen mich so rein
wissen das ich nie zu verhehlen hätte, wiewol ich einsehe, das damit so
viele Worte keineswegs entschuldigt sind. - Nur ruhiger hab’ ich
seitdem mich überzeugt, es sei hier ein groses Lernstük abzuthun. Schon
früher glaubt’ ich Cäsar und Tacitus pp. besser zu verstehen als Viele;
jetzo noch viel besser. Die tiefe Liebe zu dieser geahndeten Reimform
des Heimischen, wovon ich ausging alle mal und worauf ich zurükkam auch
künstlerisch, macht es mir zum schönstem Wunsche, es möchte eben mir
vergönnt sein, ohne Nebenbuhlerei mit Andern, ohne Wetten und Würfeln
um freien Preis, geräuschlos, aber kräftig, auf edelste Weise
gefördert, begnügte Jahre, wol glücklichste und fruchtbarste meines
Lebens, dem Umfassen dieses urkundlich Wichtigsten widmen zu können.
Ich meine dan was ich zu sein mir aufgab viel volkundiger zu sein, auch
für die Mitwelt und eine Vermittelung derselben zu jenem neuentdeckten
Alten, welche so sehr von kleinsten Rüksichten ausgehen mus mit
unvergessenen Grösten. Ein Blik in die Geschichten der geistigen Europa
überzeugt mich, die Zeit sei gekomen, diese Denkmale zu
veröffentlichen. Was verschwiegen sein mus, dem Wesen nach, wird auch
da verschwiegen sein, wie ja sogar unsre vorlaute Schrifterei ein
solches Einverständnis des Erwähnbaren mit einiger Zucht beobachthet.
Alzu wolfeil ist eine blos vorpapageite Überlegenheit, verdienstlos wie
die durch magnetischen Rapport erstohlene, so nichtswürdig wie die
Überhebung der Vornehmen durch französische Züngelei. Wie unendlich
viel komt aber, zumal bei heutigen Wechselgeschmakspielereien, auf
erste Einführung an. Doch nur tief ernstes Forschen, nicht voreiliges,
noch so einträgliches Geben kan mich befriedigen und mit inniger,
wahrhaftig uneigennütziger, Wehmuth erfüllt mich abermals mein
Schiksal, ohne Mittel zu sein. Die grosheitere, über alle Verdächtigung
und Behängnis erhabene Gesinnung findet sich wol hier und da, wie
selten aber entsprechen Vermögen und Umstände dem Wunsche zu helfen.
Gleichwol bin ich verdammt auch ohne Mittel zu Sterben. Nur Einmal hab’
ich in diesen Organen oder doch nur Einmal in diesem Gesamtabklange
ihrer Lebendigkeit, den ich zu vertauschen, bei allen Mängeln, mich nie
bewogen gefühlt hätte, und das Erlebnis wil seinem Wesen nach über
würken in Ergebnis. Da nun eine öffentliche Thätigkeit, wie sie mich
ausfüllen könte, die Zeit durchaus nicht mehr anbietet, so werd ich
immerdar vom Urgedanklichem aus meinem Mitklang im Einklange des
Daseins zu behaupten gehalten sein; vielleicht mit der ruhigen
Bemessenheit eines Betrauten, der den Posten, dessen Wichtichkeit er
einsieht verloren weis, aber dennoch lebendig nicht verlassen wird. -
Politische Gründe machen es wahrscheinlich, das die Kentnis so reicher
Schätze germanischer Überlieferung doch nur in höheren Graden der
Geheimhalter mitgetheilt werden konte. Gern glaub’ ich übrigens das
trefliche Arbeiten darüber - abhanden sind, ohne darum wiederholte
Auffassung eines Unbefangenen für überflüssig zu halten. Ja, findet
hier nicht eine mysthische Beziehung des Einzelen stat, und warum sol
er dieselbe sich abfangen lassen von Freunden, wen er selbst zu geben
volkommen im Stande war? Es würde mir vielleicht am wenigsten schwer,
zu beweisen, das ich ein volbegründetes Anrecht an diese Erbschaften
hatte. - -
Wär also hier eine
unbefängliche Heimat für mein freithätig
Menschliches noch beschieden, deren genügende Vergunst in freie
Selbständigkeit bald ausschlagen müste: so hätt’ ich die Vermittelung
Ew. K. Hoheit getreulich in Dankbarkeit anzunehmen. Regierungen
beachten nur die welche Statsdienste suchen, wozu diese jesuitischen
und erbadlichen Zeiten am wenigsten einladen. Wer dächte da wol an
Sicherung der stillen Aufgaben des Geistes, worin er eben jetzo
Mögliches, nur so Gefordertes, als reingeläuterten Ertrag der Gegenwart
niederlegen wil; an Werke die ihren Zwek in sich allein haben? Eine
Frage jedoch ans Hohe Fürsten=haus war vorbehalten. - Als entschieden
doch dem Hader um die Form überlebter Jahrhunderte abholder Protestant
solt’ ich meinen, das in einem ursprünglich protestantischem State,
dessen katholische Fürsten die besondere Neigung der Unterthanen
gewonnen, dies kirchlich Isolirte keinerlei Rüksicht begründe, da
Griechen und Römer sogar Gerechtigkeit finden. -
Bei einer Sache
altsächsischen
Namens hab’ ich die Genehmigung Sr
Majesthät nicht entbehren wollen, weitere Besorgnisse wegen der
augenbliklichen Geldmittel aber Ihrer K. Hoheit, Prinzessin Augusta zu
vertrauen gewagt, in Hoffnung, eine, für solche Gaben mildeste Hand zu
finden. Ihnen, Gnädiger Prinz, blieb ich immer verantwortlich über die
Verwendung und den eifrigen Fortbetrieb meiner Arbeiten. Aber ich
treibe meine Kühnheit so weit, es ganz in Höchste Hand zu legen, ob
diese, keineswegs öffentlichen, Bitten als Schikliche zu befördern
sind? Niemand weis um Gesuch, wenigstens der Inhalt ist auch dem
Vermitler gänzlich unbekant; einem unverdächtigem Manne, dem ich die
Einsendung übertrug damit auch um diese Niemand wisse als Hl. v.
Minkwiz, den ich um Überreichung zu bitten hatte. Selber beobacht’ ich
den Grundsaz, nie zu sprechen von dem was ich so hohen Ortes vertraute.
Wär’ alles in gesichertem Gange, so könt’ ich ankündigen, das
fürstliche Unterstützung mich in den Stand setze, die Arbeit sofort zu
beenden. Würden gebietende Umstände mein Gesuch zurükweisen, so wollen
Hochdieselben als ein Denkmal der treuen Gesinnung es ansehn womit ich
in keiner Entfernung aufhören werde zu sein, vol reinster Ehrfurcht
Dresden im Frühling 1830.
Karl Friedrich
Wildenhayn
Ich sehe mich veranlast Hl. von Minkwiz
die G. A. Wagnerische Buchhandlung als
Adresse zur Ertheilung eines gnädigsten
Bescheides vorzuschlagen.
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