Mit diesem
Worte, das eher Umstoßung als Umwälzung zu übersetzen wäre, ist man
derlei Entwickelungen der Weltgeschichte zu bezeichnen gewohnt, wodurch
alte Formen von scheinbar plözlich neuen bald ersetzt, bald nur
verdrängt, allemal aber die Läuterungen einer algemein wichtigen
Ansicht gewonnen werden.
Es hat sich aber das
humanistische Element als ein
revolutionäres beurkundet nicht nur
an der Reformation, sondern auch neuerdings mit weltbewegender Kraft
geäusert, in der, seit Klopstok, Lessing, Winkelman usw. beabsichtigten
Einführung deselben in die heimatliche, neuthümliche Bildung.
Welche Folgenkette nun der grosen Umwandlung, worin die deutsche
Geister= und Gemüths=Welt noch immer neu begriffen ist, sich dort
anknüpfe, wo man began das
Plastische
der Alten, man möchte sagen, die
nakte
Kunst, auch uns volkthümlich zu machen, liegt vor Augen. So ist
auch unverborgen, wie eine Reihe gar glänzender Namen deutscher
Dichterschaft gerungen, in unsrer Sprache zunächst ein Vorbild
altbildnerischer Wolform auszuprägen. Wenn also Herder‘s Wort von
Klopstok wahr bleiben mus: „er habe das Kolumbus=Ei unsrer Prosodie,
wovon man behauptet, es könne nie stehen, dieweil es keine
pedes habe, zum Stehen gebracht“,
so hoff‘ ich doch obige Benennung sehr schicklich auf ein Unternehmen
anwenden zu dürfen, welches eine weit gewandtere und kräftigere
Befußung als die bisherige nachzuweisen versprach: indem ich behaupte,
man habe
gleich anfangs eine Hauptsche viel zu wenig beachtet; unsern
Reichthum nämlich an solchen Stam=Sylben, die zu kurzem Lauter auch
einfachen Klinger und oft nicht einmal die Betonung haben, oder - die
Stam=Kürze!