einige Erläuterungen
Himmelschlüssel.












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Mit Lenzes Hauch, wie gerne,
Begrüs‘ ich milden Harm,
Als lange namlos ferne
Ein heimlich ofner Arm:
Als hange, bang‘ umfange,
Entringe mir mich gar,
Das liebe Du das lange
Doch al= al= meine war.

Das sind die lieben Todten
Die mahnen also mild;
Sie senden holde Boten,
Die Blumen, ihr Gebild.
Die leuchten auf aus Grüften,
Da nährte sie das Herz,
Und schwingen sich in Düften
Mit Lerchen himmelwärts.

Die legen sich im Schlummer,
Lichtlieblich angethan,
An unsre Brust vol Kummer,
Ihn wegzuhauchen, an.
Schneglökchen sinds, die holden,
Blauveilchen, Düftenreich:
O Himmelschlüslein, golden,
Schliest auf das Himmelreich.

Viel Tage wolt‘ ich streichen,
Sternlaue Nacht ohn‘ End,
Bis ich das Himmelzeichen,
Mein Blümchen auserfänd.
Drauf ich hinabgebücket
Wolt weinen unverwandt,
Recht Aug‘ in Aug gedrücket,
Um Liebe, nie gekant.

Bis die mich, erdumwoben,
Traumtief hinuntersög,
Bis im Gedüft nach oben
Mit ihr die Sele flög. –
O wonnelieblich Wesen,
Unsichtlich ofner Arm,
Wie sol ich aufgenesen
Von solcher Wonne Harm?

      
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Isis: oder encyclopädische Zeitung / hrsg. von Lorenz Oken. - Leipzig : Brockhaus, 1820. Sp. 212f.