|
Katull’s
Atüs.
(deutsch
nachgebildet.*)
––––––––––––––––
D.
D. D.
Isidi
- Cybelae.
„Tua
Mater initia.“
–––––––
|
__
__ __
__
υυ Ι υυ υ υυ υ Ι — — ΙΙ υυ Ι — υυ, υυ Ι∼.
|
|
|
*
*
*
|
|
|
|
|
[322]
[323]
[324]
|
Es
erhub die Segel Atüs; jach heran=schif’et‘ er
i’Meer,
Bis er rasch den Hain zu Frügland mi‘ dem hastigem
Fus erreicht:
Zu der Huldin Heim, von Wildnis die beschattete,
trit er ein.
Der Gepeinigete mi’Tolwahn, al=errast, Sin’es ir
i’Muth,
5. Wälzt mit gespiztem Flint‘ ihm das so Lästige da sich ab.
Wie er izt die Glieder also Man’es ohne noch ach
erfühlt
Und schon so frisch das Erdreich, wie er blutete, nu
beträuft.
Hat er rasch, mit Händen
schneeweis, dich o Pauke so dün, erfast,
Dich o Pauk, Tromet, Kübelle, die o Mütterliche du
weih’st.
10. Und es schmis die starre Stierhaut so behendiglich um
und um,
Es erhub an ihr Gefolg so, die Erbeberin, nu Gesang:
–
Rasch hinauf, zu Wald, o Galfraun, zu Kübellischem
brechet auf;
Brechet auf, was um die Frau schwärm’t, die
Didümische, du Gethier,
So in andre Heim gewandert, wie Hinausgewies’ne thun,
15. Zur Schar, so mein, geschar’t ihr, das ich habe du, du
Gefolg,
Das empörte Salz du grüstest, ja des Sturms da genug
i’Meer,
Und Leibes euch verunmannt, mi’der Lust Genus al in
Has:
Wek’et auf dem Herrn mit Ansprung irschweifende nu
das Herz.
Las i’Muth die träge Säumnis, brechet auf den al um
und um,
20. Zu dem Früger=Haus Kübelle’s, zu der Frügerischen im
Hain.
Da die Schellen ihr Getön schrein, da die Pauke
zurük=erhallt;
Da frügische du hel aufklingst, vor’m Mund krum, o
Schalamei,
Da das Haupt die Mänas hoch auf= zük’et, Eppiches
al=umhüllt,
Die geweihte Weih mit Anschrein al=al=heulende zu
begeh’n
25. Da es ie das Heer der Huldin sich erfleuget alum herum
Hin aus die Tritte trotweis zu beschleunigen nu
geziemt.
Wie im Hauf um und um es Atüs, der Erweibete,
stim’et‘ an:
Hat es straks mi’Zungen scharweis zum Erbeben
al=al=erheult;
Die gespannte Pauke dröhnt auf, die gehöhlete Schel‘
erhallt:
30. Wo er grün, jach hinum am Ida sich erschwangen die Füs‘
im Reih’n.
Die Erwüthete, die al=aufkeucht, ren’et irr’hin,
unaberlöst,
Mi‘ der Pauken Aufhal Atüs, in Umschattungen da
voraus;
Ja es scheu’t die Färsin also ’s unerduldete Joch am
Hals.
Jach in Eil dahinterherzieh’n Galfrau’n, wie er ran
empor.
35. Wie anun das Haus Kübelle’s sie erreichen, lässiglich,
Hat in Übermüdigung Schlaf sie umfah’n, anoch
unerquikt;
Mat umbebt, mat hat zu Schlumm’rung sie am Aug‘
herum er umhüllt.
Da wich auf i’milder Ausruh das erwüthigete Gemüth.
Da nu goldgemündet hie Sol, mi‘ dem Strahlenergus im
Aug,
40. Durchblickt die helle Heitrung, die Gestade, Gerol i’Meer;
Schrek’et ein die Nachtbeschattung, da vom
Huf=Getrot es erschol;
Vom Erwachten flohst, vom Atüs, jach in Eil du dahin
o Schlaf. –
Glit empor, vol Huld befing den die Pasithea sich im
Schos. –
Wie er erst, vo‘ milder Ausruh, unerrafft noch und
unerrast,
45. Sich im eig’nen Herzen Atüs was er übetete sin’et aus,
Mit erhelltem Muth er einsieht wes er ohne, wohin er
irr’t:
Da im Ungestüm noch einmal zu dem Meere wich er
hinab.
Wie er in alum=off’ne See schau’t, ja mi‘
Thränenergus im Aug‘
Hat er angeredt die Heimat, vol elendiglichen Oweh’s:
50. O du Heim, du meine Schöpferin, o du Heim so du mich
erzeugt,
So ich Armer ach zurüklies, wich hinaus, die etwa
vom Herrn
Die Bedientin oft, zum Ida den, in Haine, die Füs‘
erhub;
O das Schnee zu Wildes Anstand, wo es eist, mich
alum empfing,
Ja das al deselben Einflucht, ich Erwüthigete beträt:
55. Wohinaus, wes Ort’s von Heimat, da du liegst, sin‘ ich
ach umher?
O es späh’t der Augbal aus dich mi‘ der Sehe doch
al=allein,
Da das Herz der irren Wuth frey, ach in Kürze nur,
anoch ist.
Mach ich, ha, vom Hause mein fern, mich in Haine
davon alhie?
Mis ich Heim, Besitz, Gefreundschaft, die Erzeugerin
mis ich ach?
60. Mis ich ach, den Markt, die Turnschul, mi‘ der Ren= die
nakte Bahn?
Mit Oweh, mit Ach beklag du’s al= und immer o du
Gemüth.
Den o welcherlei Gestalt ist, die ich Einige noch
embehrt?
Ich ermannet‘, ach ich erwuchs jung, ich erreifete,
nu Gesel,
Ja i‘ nakter Bahn die Blum‘ ich, ja die Zier gewan
ich im Öl.
65. O besuchte Thüren hatt‘ ich, o die Schwellen hat‘ ich
erwärmt‘
Von erblühten Blümelein hing die Bekränzung herum am
Haus,
Verlies zu Sonnen=Aufgang da das Schlafgemach ich
etwa.
Bin ich, ha, die Gotbedientinn, die Kübellische nu
genannt?
Die menadische; bin ich unganz; der erödete Man anun?
70. Bin ich ach am ergrünten Ida, in der Fröste Geflok
umhüllt?
Har‘ ich aus, wo hoch du Frügland dich im
Fels=Gekup, ach, erhöhst?
Da im Hain die Hindin umgeht, ja das Schwein daherum
im Forst?
Nu o nun gereu’t die That mich, nu o nun bejammr‘
ich erst! –
Da der Rosen=Lippen Hauch so aufschwankt, das es
schol umher;
75. Zu gezwietem Ohr die Mähr gleich, zu den Himlischen,
schik’et auf:
Vom erjochtem Gejoch erlöst hie die Kübell‘ o Löwen
euch,
Sticht links dich, o du Gethier=Feind, sodan also
hat es ertönt:
Ren‘ o spricht sie, o du Gewild, flugs, das ab
hinnen wüthiglich,
Das ab hinnen, Wut=gegeiselt, sich in Haine zurük
erhebt,
So in Ungebühr da weit flieh’n die Gebietigerin i‘
mir.
Ja rüküber hau die Schweifung, ja so peitsche du
dich alum,
Ja das al die Gegend hochauf zu Gebrüll’s Krache rük
erhallt;
Schüt‘ o Wild die Mähne goldroth ums knoll’ge Genik
herum.
So erhub die Droh Kübelle, jochet auf sodan mi‘ der
Hand:
Wie er izo so sich anfacht, grim erhitzet er sich i‘
Muth.
Da rennt, da brüllt, da bricht er durchs Waldgebüsch
hin in Hast.
Wie am End‘ er auch die Schäumung der Umuferung hat
erreicht,
Hat erschau’t so jung den Atüs, da am glimmerigem
Gewog:
San er Anfal; Er, im Unsin, jach in Wildnise ran er
auf;
Wo er al die Lebezeit war zu den Dienerinen gesellt.
–
O du Göttin, o du Kübelle, du Didümische so da
herscht,
Weg o weg vom Hause bleib mir mi‘ dem Wüthen al, o
du Frau:
O mach Andre jach mit Ingrim, o mach Andere jach in
Wuth!
(Dr. Neujahr 1821.)
Karl
Wildenhain.
|
|
|
|
|
[321]*
Die
Schreibung: schif‘et
an stat schiffet
an,
bei
einer, auf nächsten Überton des Gesamt=Wortes bezüglichen Stamkürze, so
wie die
Anschleifung: i’Meer
st. im
Meer; mi’Zungen st.
mit
Zungen
verlangt nur
vom Aug‘ aus, was gute Vorleser und gewandte Sprecher vom
Mund‘
aus leisten, für’s Ohr. – Auch die Sprache wüthet in der Urschrift
zwischen u und i; dröhnt mit r, [322] wubert, und
saust mit s, durch kühnste Wortwahl die Betonung
gewältigend, bey dieser so einzig vollendeten Darstellung, wol vom
gesamten
Alterthum. Das vorgezeichnete Dichtmaas (Metrum) mus, eingeübt, die
Stimme so
fest und sicher tragen wie das Tongefäl einer Sangweise (Kadenzen einer
Melodie)–
|
|
Isis:
oder
encyclopädische Zeitung / hrsg. von Lorenz Oken.
- Leipzig : Brockhaus, 1821. - Sp. 321-324 |
|