Jena d. 9ten Febr. 1823.   
Wildenhain.

Starb als [???] auf
d. Königstein und
Lielienstein
[alles sehr unleserlich/fraglich!]

Hochwolgeb. Her,
Hochverehrter Her Major,



In Folge Ihrer oft so gütigen Äuserungen, hofft Gegenwärtiger, wen nicht Gewährung, doch Entschuldigung zu finden.
Schon um Michaëlis war ich vergeblich bemüht, selbst gegen übermäsigste Zinsen, das vorläufig Unentbehrlichste aufzubringen: daher verlorene Winterzeiten und die Kränkung auch billigste Gläubiger über Gebühr vertrösten zu müssen. Selbst für einstweilige Auslösungen müst'ich wenigstens ein 25 rh.[Gulden] berechnen; allein, wol fühlend, wie unbescheiden eine solche augenblickliche Forderung sein würde, begnüg'ich mich nur wenige Thaler zu wünschen, um einige, mich fast entehrende Mängel zu decken, besonders aber die Briefwechsel zu besorgen, die mir endliche Loskaufung aus der schimpflichen, allen Abschlus zum [Blatt 2] Werke für jezt, und dadurch wahrscheinlich für im̅er vernichtenden Befängnis zugedachten Darbens verschaffen sollen, wie ich dieselbe auf gründlichste Weise suchen mus, denn allein für literarischen und künstlerischen Nothbedarf ein Anderthalbhundert so unentbehrliches Bedürfnis sind, als nur irgend Essen und Trinken leiblich: dafern ich nicht das Ziel langjähriger, wahrlich nicht für selbstige Zwecke begonnener Stücke, und, wie diesen Winter, auch Frühling und Som̅er verlieren sol.
Ihre vielbewährte Gewogenheit ist mir so unschätzbar, das ich diesen neuen Beweis davon nur als zufällig betrachten würde, jeden Falls aber mit unveränderlichster Hochachtung verharre

Ew. Hochwolgeb.

unterthäniger Verehrer
KarlFriedrichWildenhain.







Brief Wildenhain an Karl Ludwig von Knebel [1] - GSA 54/292

mit freundlicher Genehmigung der Klassik Stiftung Weimar


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