: den 3. Septbr. 1831
Karl Friedrich Wildenhain
Resolutio                   
Pillnitz am 14. September 1831    
Zu den Akten zu nehmen.    
Durchlauchtigster Herzog,
Gnädigster Prinz Mitregent!

Gegenwärtiges Danksagungsschreiben bezieht sich auf Wildenhainen besage der anliegenden höchsten Resolution vom 6. Juli d.J. gesehene gnädigste Verwilligung.
Ew. Königlichen Hoheit zu danken ist zu sehr ein Bedürfnis meines Herzens geworden als das ich es auch itzo noch versäumen dürfte. Ich habe, nachdem der Geh. Kab. Secretär die Bedenklichkeiten gehoben, die mir den Anspruch darauf zu versagen schienen, das gnädigst Ertheilte,
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als aus Höchst Eigenen Mitteln gereicht, so lieber empfangen als es eben hinreichte, eine Kiste mit Papieren zu retten deren Erhaltung mir Pflicht war, sogar um dem Gefühle nicht weniger zu genügen, die das Entbehren gerade dieser Werkmittel schmerzlich empfanden. So befreund ich mich von neuem mit umfassenden Samlungen und Auszügen für nächsten Zwek unternommen, und einer Menge Urkunden meines eigenen Lebens, die zum Theil noch gar nicht entziffert sind. -
Meine Abreise verschob ein Eräugnis zu dessen selbst unendlicher Mittheilung mir Worte fehlen möchten. Aus einem zauberisch begrabendem Meere entsagender Vergessenheit hab ich den reichsten Perlenschaz von Freudenthränen, erinnernd, errathend, auch runend, und freilich nur kraft jener hohen Gleichwürdigung herausgeholt, welche schönst Offenbartes auf eigne Kosten anerkennt. Doch Mitten im gern ausgeduldetem Entzücken an unerhofften Erfüllungen überfällt mich ein Hinterhalt nie geahndeter Pflichten, denen zu genügen so möglich war. Ich erlebe Bewährungen des früher so hart als kühn Ausgesprochenen und behalte Recht, wofern es ein Höchst von Unmenschlichkeit heisen mus, um erste Pflichten sogar betrogen sein.
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Doch hab ich, ob unbeehrt, alte Kränkungen abgethan und selbst das Liebesmal einer christlichen Gemeinde theil’ ich nun unverhöhnt, ein Versöhnter. -
Wie glüklich, es meinem Fürsten sagen zu dürfen, wie selig es ist, auch aus den Zeiten algemeinsten Unterganges das zarte Menschlichste gros, rein und mit allerhöchsten Beglaubigungen seiner Ächtheit gerettet sehen. Dafür zu sorgen, das ich es halb auch öffentlich sagen darf, ist mir nun Obliegenheit, welche nach den Täuschungen eines halben Lebens mit Vorsicht, mit Entschlossenheit auch für das Ungewöhnlichste behauptet sein wil. Es gilt ein heiliges Recht, edelste Ansprüche und ein Beispiel, wie reiner sie aus jederlei Bewältigendem fleckenlos auftauche; aber auch, Anderen vieles schöner zu retten als mir es versagt wurde. -
Wen nun, im Sinne bürgerlicher Sicherheit und örtlicher Beziehungen, ich keinen besseren Aufenthalt weis als diesen heimischen, für solchen Zwek, und wen es mir tröstlich war, mit meinem gebrochenem Herzen bei Ihnen ein gnädiges Gehör zu finden, so würd’ es mich innig befriedigen, wen bald einmal einer heitersten Rechenschaft das Gleiche zu Theil würde. So hoffend ersterb’ ich in tiefster Ehrfurcht.

Ew. Königlichen Hoheit


Dresden am 18ten August 1831.
Unterthänigst Gehorsamer
Karl Friedrich Wildenhain.




Brief Wildenhain an den sächsischen Prinzen und Mitregenten Friedrich August

Aus: "Geheimes Kabinett, Loc. 2412, Karl Friedrich Wildenhayn, Unterstützung behufs seines Vorhabens, die Geheimschrift der alten Edda zu ermitteln, 1830."


Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden