Wunderbare Erzählungen.
Von
Herrn
Prof.
Grohmann.
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Ich
eröffne mit dieser Uebersicht eine Reihe von glaubhaften
Erzählungen, die dazu beitragen, uns von der Wirksamkeit der
menschlichen Seele einen ganz andern Begriff zu geben, als wir bisher
in der gewöhnlichen wissenschaftlichen Kenntniß von ihr
gehabt haben. Ich nenne diese Erzählungen wunderbar, sofern sie
uns jetzt so erscheinen. Denn vielleicht wird eine künftige Zeit
zeigen, daß sie eben so in das gewöhnliche Reich der Natur
gehören, wie die ehemals eben so wunderbare Erzählung von der
anziehenden Kraft des Magneten. Für die Glaubhaftigkeit dieser
Erzählungen kann ich aber insofern stehen, als dieselben sich auf
die unverdächtigsten und geprüftesten Beobachtungen von
Personen gründen, die das Erzählte selbst erfahren und es mir
berichtet haben.
[112] 1. Sich
sehen lassen.
Einer meiner Freunde, der mit einem Mädchen, welches mehrere
Meilen weit von seinem Wohnort wohnte, versprochen war, hat sich
demselben und auch der Schwester desselben von seinem Wohnorte aus
mehreremal sehen lassen. Beide haben ihn einmal gegen Abend auf einem
Spaziergange auf sich zukommen und in einer Entfernung von einigen
Schritten verschwinden gesehen. Das zweitemal ist er ihnen in der Stube
ihres Hauses erschienen. Die beiden Mädchen versicherten mich,
daß die Thatsache ausser allen Zweifel sey, und daß sie auf
keine Weise an irgend eine Täuschung bei dieser so unmittelbaren
Wahrnehmung glauben könnten. Wie ich meinem Freund um diese
Erscheinung fragte, sagte er mir, daß er eben zu jener Zeit, in
derselben Stunde des Erscheinens, mit aller Kraft seiner Gedanken sich
an jenen entfernten Ort versetzt habe, daß er das Vermögen
besitze, sich in der größten Entfernung da, wo er das Lokal
und die Umgebungen kenne, blos durch seine Gedanken sehen zu lassen,
obschon ihn dies heftig anstrenge, und es ihm auch nicht immer
glücke. Es gehöre dazu eine eigene Stimmung und Fassung der
Seele. — Ich wage nicht, dieses zu erklären. Es stimmt mit manchen
anderen Erzählungen dieser Art zusammen. Bevor wir erklären,
mögen wir in Erfahrungs=Wissenschaften Thatsachen sammeln, um
uns
vor zu schnellem Abläugnen, aber auch vor Aberglauben zu
schützen.
[113] 2.
Lichtschein um das Haupt eines Sterbenden.
Eben so wurde mir von einem Bekannten versichert, daß er schon
zweimal bei Sterbenden kurz vor ihrem Abscheiden einen Lichtschein ihr
Haupt umgeben gesehen habe. Nicht blos, daß eine höhere
Verklärung von dem ganzen Gesichte gestrahlt, sondern es habe sich
auch ein Lichtschimmer um das Haupt ergossen. — Sollen wir an dieser
Erzählung zweifeln? Aber es fragt sich: ist es mehrmals, und auch
von Anderen beobachtet worden? Der Arzt steht durch seine Beobachtungen
diesen letzten Lichtmomenten, wo sich das Leben von seinen Banden
reißt, oft so nahe. Sind ähnliche Beobachtungen, frage ich,
schon gemacht worden? Der Licht=Prozeß des physischen und
psychischen Lebens bekäme dadurch eine eigene Erläuterung.
3.
Unmittelbare Einwirkung des Gedankens auf den Gedanken eines
Andern.
Davon habe ich schon in einem dem frühern Hefte dieser Zeitschrift
das Beispiel eines Traums erzählt, der von der Mutter unmittelbar
durch eine innere psychische Korrespondenz auf den Sohn überging.
Die Mutter träumt, sie wolle ihre Kinder durch einen Schlaftrunk
vergiften, und der Sohn, der mit ihr in demselben Zimmer schläft,
träumt zu gleicher Zeit diesen ängstlichen Traum, daß
die Mutter ihn und seine Geschwister durch einen Schlaftrunk vergiften
wolle. — Ist eine solche unmittelbare psychische Einwirkung der Seele
in die Seele eines Andern möglich? — [114] Doch dieses mögte
ja jetzt nicht mehr geläugnet werden können, da wie den
Rapport des Magnetiseurs zu der Somnambule kennen. Jener Traum und
dieser Magnetismus bestätigten sich also einander. Und es
würde auf diese Art einen Magnetismus des Lebens und Denkens
geben, ohne daß wir ihn kennen. Woher kommen uns oft diese oder
jene wunderlichen Gedanken? Gibt es eine unmittelbare magnetische
Gedanken=Korrespondenz? —
4.
Geistersehen.
Ich war mit einem Manne bekannt, der es sich durchaus nicht ausreden
ließ, er habe oft Geister=Erscheinungen gehabt. Er beschrieb und
betheuerte mir seine Erzählungen auf alle mögliche Weise. Er
versicherte mich, man könne durch geheime Mittel Geister citiren.
— Mir fiel dabei Kant's Geisterseher ein, in welchem Kant selbst
gestehet, daß doch zwei Erzählungen von Swedenborg, die er
anführt, unerklärbar seyen. — Giebt es denn ein eigenes Organ
des Geistersehens, oder ist alles dies nur Bild und Täuschung der
Phantasie? Giebt es ein Organ des Glaubens, welcher uns diese tiefere
und höhere Weihe verleiht, Blicke in die Geisterwelt zu thun?
5. Es
ahndet sich.
Eine Mutter verreiset und betrübt sich über die
zurückgelassene Tochter, welche sich höchst unglücklich
oder nie wiederzusehen glaubt. Eines Abends sitzt die Tochter in ihrer
Stube und zweimal streicht es über die [115] Saiten der an der
Wand hängenden Guitarre hin und die Stimme ihrer Mutter erseufzet.
— Ist dies, wie andere ähnliche Erzählungen, nur
Gedankenspiel der sich sehnenden, schreckhaften Seele, oder erklingen
die Gedanken und Gefühle über Berge und Gefilde herüber?
Die Seele hat ja wohl eine bildende Kraft. Auf ihr entspringen die
Welten und Werke der Kunst. Der Gedanken= und Ideen=Mensch zeigt
sich
als Meister und Schöpfer in der Form der Dinge. Nur das Leben kann
er durch den Gedanken nicht geben. Aber vielleicht giebt es auch eine
solche Bildungskraft in die Ferne hin. Die künstlerische Seele
braucht da nicht vor der nahen Staffel zu sitzen, um ihre Gefühle
hinzuhauchen. Sie strömen über Berg und Thal, wo diese
Fernbildung eine solche Kraft und Macht hat. Freilich sind dies
Erklärungen, die sich auf Erzählungen beziehen, deren
Thatsachen erst bewährt werden müssen.
6.
Voraussagungen.
Auch folgende Erzählung ist mir aus der unmittelbaren Erfahrung
einer glaubwürdigen Person versichert worden. Ein Mann leidet an
einem unheilbaren Krebsschaden. Man schickt endlich nach einer
sogenannten klugen Frau, welche unheilbare Schäden heilen zu
können im Rufe ist. Die Person, welche nach dieser Frau schickt,
hat eben durch einen Brief von den Anverwandten des Mannes den Auftrag
dazu erhalten. Die kluge Frau erscheint; wie sie in die Stube tritt,
sagt sie, daß sie schon wisse, was sie solle, denn sie habe eben,
wie sie über die [116] Brücke gegangen sey, in dem Wasser
gesehen, daß dieser Brief gekommen und von ihr wäre gelesen
worden. Sie könne aber den Krebsschaden nicht heilen und auch kein
Arzt vermöge es. Es werde aber übers Jahr eine Person, welche
sie bezeichnete, erscheinen, und diese werde durch ein geheimes Mittel
den Schaden heilen. Diese Voraussagung ist eingetroffen; eben so die
Jahre lange Voraussagung dieser Frau von der Zeit und Stunde ihres
eigenen Todes. Noch eine eigene Bemerkung ist, daß diese Frau
stets ein prismatisches Glas bei sich getragen hat. Dieses geschah, ehe
noch der Magnetismus bei uns im Ruf war.
7.
Heilung durch Sympathie.
Ein Mädchen hatte einen Fistelschaden am Auge. Nach dem diese
Person mehrere Aerzte gebraucht und sie sich sollte operiren lassen,
wird ihr von einer Frau erzählt, die durch Sympathie dergleichen
Uebel heilen könne. Das Mittel war, die Kranke solle drei Abende
oder Nächte hinter einander ganz still, ohne ein Wort zu sprechen,
auf die Straße gehen, den Ort, wo sie stehe, und das kranke Auge
mit drei Kreuzen bezeichnen, dabei die Worte: im Namen Gottes u. s. w.
sagen. Das Uebel wurde unmittelbar nach diesem Versuche geheilt: ob
durch diesen Versuch? — Dieses Mädchen kenne ich selbst. Die
Aerzte mögen sagen, ob sie denn auch immer bei ihren Mitteln das
post und propter unterscheiden können. Es wäre doch der
Mühe werth, diese sympathetischen Kuren näher zu untersuchen.
Hufeland sagt ja selbst, daß die Person, deren Urin er
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[117] übers Feuer
gebracht, in Schweiß gekommen sey. Ist dies auch
propter oder blos post? Die Aerzte sollten nicht so spröde thun,
den
Aberglauben gleich ohne alle Untersuchung von sich abzuweisen, sondern
sich sagen: „Untersuchet!“ Dies ist das große Geheimniß und
die offene
Lehre der Wissenschaft! Ein wissenschaftlich prüfendes und
beobachtendes Journal des sogenannten Aberglaubens wäre gar nicht
zur
unrechten Zeit und am unrechten Orte. Schon die negativen Erfahrungen
wären von großem Werthe.
8.
Heilung durch Sterne, Siderismus, Asterismus.
Es hält sich jetzt bei uns in der Nähe von Hamburg eine Frau
von Stutterheim auf, die auf folgende Weise Kranke heilt und Wunder
thut. Der Kranke wird von ihr im Freien unter sternenhellem Himmel
magnetisirt — wenigstens so nenne ich dies Verfahren. Die Kranken
müssen sich bis auf den leidenden Theil entkleiden; die Wunderfrau
macht dann von den Gestirnen Striche abwärts nach ihnen hin. Diese
sollen dabei eine große Wärme über ihren ganzen
Körper sich verbreiten fühlen. Die Kur wird in drei Cursen
vollendet; jeder Curs besteht aus drei unmittelbar auf einander
folgenden magnetischen Monden. Zwischen jedem Curs müssen neun
Tage liegen. „Die Sympathie stehet, oder die Sympathie ist schwarz“:
dies sind die prognostischen Worte der Heilung oder des Gegentheils.
Eine große Zahl von Kranken strömt nach der Frau. Unter
denselben kenne ich eine; [118] diese Kranke war von allen Aerzten, die
sie gebraucht hatte, als unheilbar aufgegeben; sie hatte seit drei
Jahren das Bett nicht verlassen können, hatte sich nur jeden Tag
durch eine unglaubliche Menge Opium erhalten u. s. w. — Und diese
unheilbare Kranke ist schon nach dem ersten und zweiten Curs dieser
Sympathie, dieses siderischen Magnetismus so gesund geworden, daß
man an die Stelle der Bibel sich erinnert: „Glaube und du bist gesund,
— stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim.“
Sind diese Beispiele von Heilungen, Sympathien, Voraussagungen, Fern=
und Hellsehen, Ahndungen u. s. w. nicht Curiosa der psychischen
Heilkunde? Als solche verdienen sie ja wenigstens bemerkt zu werden.
——————
Späterer
Zusatz.
Die sympathetische Kur durch Siderismus, von der ich oben
Erwähnung that, stehet noch, daß ich selbst diesen
sympathetischen Ausdruck brauche. Das Mädchen, welches
nämlich von einem drei Jahre langen tödtlichen Leiden binnen
drei Wochen durch die magnetische Sideralmanipulation der Wunderfrau
geheilt wurde, ist noch immer gesund, und hat, trotz mancher
Prophezeihung, die also nicht steht, keinen Rückfall bekommen.
Freilich ist manches oder vielmehr vieles wider solche Kuren
einzuwenden. Die wissenschaftlich= praktische Medizin darf sie
schon
nicht dulden, weil sie das Wie und Wo nicht einsieht. Der Wunderfrau
ist daher mit Recht das Handwerk gelegt worden. Denn wenn es auch einen
Naturalismus des Magnetismus giebt, so darf er doch nicht ohne Regel
und Einsicht angewendet werden. Und zu wünschen wäre es,
daß selbst die meisten naturalistischen Magnetiseurs mehr
Wissenschaft mir ihrer Kunst verbinden mögten! Ich habe nach der
Zeit ein langes Verzeichniß von Personen gesehen, die alle mir
ihrer Namensunterschrift bezeugten, sie seyen durch die Wunderfrau von
den Leiden befreit worden, die kein Arzt zu beseitigen gewußt
habe. Aber an dem erstern und letztern zweifele ich mit vollen
Gründen, wäre es auch nur darum, weil es eine natürliche
Hülfe und Beseitigung giebt!
Es soll, behaupten Einige, einen unruhigen Schlaf geben, wenn das Bett
von Norden nach Süden steht. Und doch habe ich nicht längst
etwas ähnliches oder dasselbe in der Schrift eines berühmten
Arztes gelesen, ob schon dieser wider den Magnetismus eiferte. Bei
einer solchen Richtung des Bettes, versicherte mich einer, selbst einen
unangenehmen magnetischen Einfluß empfunden zu haben. So
wäre ja vielleicht selbst der Kopf eine Magnetnadel, wie es der
Finger manches Magnetiseurs ist!
Nicht längst sprach ich einen Feinfühler. Er will es durch
ein kaltes Einströmen fühlen, wenn er über einem
Steinkohlenlager steht. Das wäre ja also ein Stück zu dem
amorettischen Feinfühlen.
Hängt denn das psychische Seyn auch von dem Stande des Mondes und
der Sonne ab? Die meisten Selbstmorde ereignen sich bei lang
anhaltender trüber und schwerer Luft, ja, wenn die Beobachtungen
nicht trügen, auch besonders nach dem Aequatorial=Uebergange
der
Sonne zur andern Hemisphäre. Es giebt fast so viele Arten des
Selbstmordes, als es Elemente giebt. Luft, Wasser, Licht:
Erhängen, Ersäufen, Erschiessen. Das Vergiften, Erstechen u.
s. w., müßte sonach zu den absolut telluren Todesarten
gerechnet werden. Oft, sehr oft wohl ist der Selbstmord physisch
bedingt durch Krankheit. Nun fragt sich, in welcher Verbindung diese
Krankheit mit jenen Elementen stehe. Den Drang, die Neigung zum
Selbstmorde hat man ja schon längst in einzelnen Fällen als
Krankheitsform anerkannt *). [121]
Der Wille, der feste Gedanke,
heißt es in dem Magnetismus, kann schon magnetisiren. Der
Magnetiseur will, und die Somnambule muß einschlafen. Wenn es
hier solche bestimmende psychische Einflüsse giebt: was ist denn
an der Sage mehrerer Kartenspieler, daß das Glück oder
Unglück ihres Spiels davon, wie sie eben gestimmt oder gelaunt
sind, abhange? Fester, froher Wille und Vertrauen soll Glück
geben, hingegen verdrießliche Stimmung und kränklicher
Zustand das Unglück des Spiels bestimmen. Das scheint wohl nicht
geläugnet werden zu können, manche Menschen sind wie zum
Glück des Spiels geboren, andere nicht. Das ist hier so, wie in
anderen Geschäften. Einige werden wie vom Glücke verfolgt,
anderen gelingt nichts bei aller Mühe.
Das Erscheinen scheint ja immer mehr an die Tagesordnung zu kommen. Ist
es, weil man überhaupt so viel vom Schein hält, oder weil
sich die Welt immer mehr idealisirt? Verstorbene Frauen erscheinen
ihren Männern. Nicht längst erzählte mir noch ein
glaubwürdiger Mann, zweimal diese Erscheinung gehabt zu haben.
Somnambulen wollen ja auch so im Geist und als Geist erscheinen
können.
Noch eins! A secretis ad secretiora,
was das Anthun und Behexen
betrifft. Fabula fert, gallinarum
ova, quae coqui solent, vel maximo
ebullientis aquae fervori exposita non obdurare, si modo vir iis
coquendis adstiterit, continens manu, ludibrii causa, ipsius sua
genitalia ova. Obdmare autem, ut folent, illa ova, cum foemina idem,
quod vir, [122] in suis
partibus unliebribus continendis fecerit. — Das
heißt doch ein Stück aus dem gemeinsten Aberglauben! Und
doch wollen es mehrere versucht und wahr befunden haben — wenigstens
was das erstere: non obdurare ova —
betrift. Ja man will bei diesem
Versuch selbst erfahren haben odore
quodam spermatis virilis perfundi
ovi luteum. Was ist nun an diesem Aberglauben? Kommt er in eine
Klasse
mit dem Aberglauben ne adeat foemina
catameniorum tempore vinorum
apothecam etc.? Der Einfluß des letztern liesse sich noch
allenfalls erläutern. Allein wie der erstere, wenn man nicht einen
elektrisch=galvanischen Einfluß, ein elektrisches
Leitungsvermögen, welches mitwirket, annimmt? Eine solche
elektrisch=galvanische Uebergangsform glaube ich in der
animalisch=magnetischen Korrespondenz wahrgenommen zu haben.
Besonders
schien mir in einzelnen Fällen das Verhalten der magnetischen
Einwirkung in den Erschütterungen, die sie hervorbrachte, mit den
heftigsten Genitalmotionen der Conception Aehnlichkeit zu haben. — So
lächerlich nun auch das Experiment der obigen Sage seyn mag, so
dürfte die Neugierde wohl dasselbe anstellen, um den Aberglauben
faktisch zu widerlegen. Zeigte sich aber irgend etwas Wahres an der
Sache, so dürfte dies nach mehreren Versuchen, die darauf
ausgingen, den Einfluß zu bestimmen, doch nicht unwichtig
für die Erläuterung mancher anderer sympathetischen
Einflüsse werden. Die animalisch=magnetische Korrespondenz
wird
verhindert durch Seide: so sagen wenigstens oft die [123] Somnambulen
aus, wenn sich die Eine von der Anderen in dem gegenseitigen
Einfluß isoliren will.
Doch für jetzt von diesen Erzählungen des abergläubigen
Wesens oder Unwesens genug! Lange kann man bei solchen Erzählungen
nicht aushalten. Und doch dienen sie dazu, die dunkle Seite des Lebens,
der Meinungen und psychischen Gestaltungen kennen zu lernen.
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*) Ist es
denn nicht auch so oft mit dem Todschlag und anderen
kriminellen Verbrechen? Nicht längst kam mir noch ein Fall vor,
daß
eine Frau in den letzten Zügen auf dem Todtenbette ein
unwiderstehliches Gelüste nach dem Blute eines Huhns hatte. Sie
könne
nicht eher sterben, sagte sie. Man reichte ihr ein Huhn, und sie
zerriß
es mit der größten Blutgier. Wenn diese Frau nun in einem
solchen
Gelüste — es war nicht Raserei oder Wahnsinn — ihr Kind umgebracht
hätte, wie würden die Kriminalisten entschieden haben? Mit
der
menschlichen Freiheit hat es eine eigene Bewandniß. Die Diagnose,
welche die Kriminal=Justiz und Medicina forensis anwendet, reicht
nicht
zu. Mir scheint der ganze Kriminal=Kodex — vom Leben zum Tode —
ein
sehr unpsychologisches und unphysiologisches Gesetzbuch. Nach einigen
hundert Jahren wird es wohl anders seyn! S. m. Abhandl. über
diesen
Gegenstand in dieser Zeitschrift.
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Zeitschrift
für psychische Aerzte: mit besonderer Berücksichtigung des
Magnetismus / hrsg. von Fried[rich] Nasse. — Leipzig :
Cnobloch, 1821. — Hft. 2, S. 111 — 123. |
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