Philosophische Reflexionen über die naturgesetzlichen Mutabilitätsverhältnisse verständiger Wesen auf dem Monde.


Von
Herrn Professor Franz v. Paula Gruithuisen
in München.

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Was ich hier vorzutragen Willens bin, ist eine Reihe von Möglichkeiten, für deren Wirklichkeit eine große Zahl von Beobachtungen spricht. Dieses Vorgetragene soll dazu dienen, der Forschung eine Richtung zu geben, in welcher sie sich versuchsweise fortbewegen soll. Die Zuversicht aber mit der ich in dieser Sache spreche, ist das Resultat eines lebenslänglichen Nachdenkens, Forschens, Selbstbeobachtens und Experimentirens. Gleichwohl kann ich, bei allen möglichen Daten für das Gesagte, dieses nur für denjenigen zu einem sehr hohen Grade von subjectiver Ueberzeugung erheben, welcher den Weg angetreten hat, den ich im Reiche der Reflexion bereits wandle, und für diesen wird es zur Ertheilung des Fürwahrhaltens eben den Werth haben, als die Gründe, welche Moses bestimmten, seine Genesis vorzutragen, von der sich auch unser wirklich Genetisches nur in zwei nicht wesentlichen Punkten unterscheidet, nämlich darin, daß es einen größeren Umfang in den Bestimmungen hat und daß es weiter zurückgeht, d. h. daß es Lücken füllet [194] die jener entweder ganz leer ließ, oder die er mit schönen orientalisch=mythischen *) Metaphern ausfüllte, so wie ich auch gleich ihm, um dem Leser keine Langeweile zu machen, mich kurz, aber jedoch in einen kritischen Vortrag fassen muß.
Warum ich aber dieses alles, ist, weil die Geschichte möglicher Existenz verständiger Mondbewohner auch identisch mit der ähnlichen unserer Erde ist, auf welcher einerseits eben so gut alle Schöpfungsspuren höherer und höchster Organismen unsern Augen entrückt sind, als wir anderer Seits, im Ganzen, vor der Welt den Beweis nicht führen können, daß die Schöpfungsgeschichte bereits abgeschlossen sey.

[195]  I. Urstand der Natur.
Mit einer eisernen Gewalt hat sich den Naturforschern unserer Zeit die Ansicht, daß die großen Weltkörper das Ergebniß eines Niederschlages aus dem Aether seyen, aufgedrungen. Daß sie sich den Act dieser Präcipitation noch als fortdauernd denken, beweist die neue Lehre vom Sonnenstaub und die ältere von den Meteormassen, als kosmischer körper, nachdem alle platten Hypothesen und exaltirten Vorstellungsarten darüber in ein Nichts zerflossen sind.
Die Ursache hievon ist, weil der Satz: daß wenn die Entstehung eines großen unorganischen Körpers möglich seyn sollte, er nur durch Ansammlung von Außen groß werden müsse, als Axiom sich geltend macht. So die Himmelskörper, welche, wenn sie auch oft nicht zufällig auf einen größern ihrer Art treffen, doch immer unumgänglich durch das Hinderniß des Aethers und der weit ausgebreiteten Atmosphären der größten Weltkörper aufgehalten, endlich sich dem zuge eines größern Weltkörpers, als sie sind, ergeben müssen; eine Sache, die vorzugsweise Eulern schon sehr klar gewesen ist, und zwar aus dem jetzt vollkommen bekannten Grunde des anomalistischen Jahres.
Und wirklich zeigt der Mond unserer Erde ganz unzählbare Spuren einer Vereinigung kleiner Weltkörper mit ihm, die ihre concentrisch geschichteten Schalen in der Runde abgestreift und als Ringwälle zurückgelassen haben, während die Ringfläche die Kugelgestalt *) noch hat, wenn diese [196] Gestalt nicht zufällig verunstaltet, oder mit neuer Masse überdeckt worden ist *), wodurch die grauen Ebenen des Mondes, welche man größtentheils schon mit freiem Auge sehen kann, gebildet wurden, und die ihre graue Farbe von dem (von mir erwiesenen) Ueberzuge von Vegetabilien haben. Daß aber dieser Ringwallbau dem Monde nicht eigenthümlich ist, beweist, trotz aller Zerrüttetheit der Erdoberfläche, doch manche Inselconfiguration wenigstens recht auffallend **), und man darf, um sich davon einen Begriff zu machen, nur die Inselgruppe auf der Ostseite Asiens mit den Rundgebirgen auf der Ostseite der Terra Sanitatis im Monde vergleichen.
Daß die Monde Kometennatur gehabt haben, zeigen die noch kometenartigen Atmosphären der im Weltraume herrenlos herumirrenden Monde, oder so genannten Asteroiden zwischen Mars und Jupiter, so wie die dunstigen Atmosphären der Monde des Jupiters selbst. Klar ist es also, daß die Monde einst Kometennatur an [197] sich gehabt haben mußten. Und somit sind wir auch in die Urzeit unseres Mondes zurückgeführt worden. Es frägt sich daher: was konnten, nach den Naturgesetzen, auf dem Monde für Ereignisse Statt gefunden haben, damit sie mit den Beobachtungsresultaten neuerer Zeit in einen natürlichen Einklang gebracht werden können?

Des Mondes Urmeer und sein Urchemismus.
Das lebendige war in der bereits vorhandenen unorganischen Natur das Erste; die Wasser regten sich. Ohne Wasser ist kein allgemeiner, noch viel weniger ein creirender Chemismus möglich.
Jeder allgemeine Chemismus ist aber ein synthetischer, und der synthetische Chemismus erzeugt Wärme.
Nach dieser Theorie muß jeder große Weltkörper seine Urwärme haben *), die über der mittleren Wärme seiner seiner Himmelsstriche steht. Da aber der größte Theil der großen Himmelskörper aus kleineren ältern und jüngern Himmelskörpern zusammengesetzt ist (s. vorherg.), so muß an verschiedenen Orten seiner Oberfläche die innere Wärme eine verschiedene **) seyn, je nachdem man die Theile eines [198] ergänzenden Weltkörpers im Innern thermometrisch untersucht.
Wie nun die Natur, wenn sie ganz unorganisch ist, zu Materien kommt, die organischen Werth haben, will ich in kurzen Sätzen hier reanimiren *): 1) Alle synthetischen Prozesse, welche mit den Naturdingen durchein geschehen, sind chemische Prozesse. 2) Bei allen durch qualitätsverändernde Kräfte**) bewirkten Prozesse kommen chemische Synthesen vor. 3) Alle synthetischen Prozesse führen zur vermehrten Cohäsion. 4) Alle synthetischen Processe sind auch zugleich von Oxydationsprocessen begleitet. 5) Jeder langsame Proceß, wobei Lichtentwicklung geschieht, ist ein Oxydationsproceß. 6) Bei jedem Organisationsproceß ist allgemeine Oxydation. 7) Oxygen ist ein Hauptbestandteil des Aethers. 8) Der Aether besteht nicht bloß aus Sauerstoffgas. 9) Die unorganische Natur kann ohne Sauerstoff nicht organisch werden. 10) Es ist bei jeder allgemeinen Oxydation ein Organisationsproceß. 11) Wenn aber schon eine Flüssigkeit organischen Werth hat, so erscheint sie darum noch nicht in bestimmter Organisation mit Wachsthum, oder mit Wachsthum und Leben zugleich. 12) Dieses zu bewirken, dazu gehören äußere Anregungen, Reize (Egexterien).
Dies ist das Wesentliche aller organischen Creation; und Alles, was sich weiter hinaus bildet in das Besondere, ist auch nur wieder durch Egexterien bewirkbar.
[199] Daß der Mond ein Urwasser hatte, davon sind die aufgeschwemmten Ebenen (s. vorherg.) und die abgewitterten und theils ganz aufgelößten Urgebirge in ihm hinlängliche Zeugen *).
Daß das Wasser vom Monde diesseits fast ganz verschwunden ist, und daß er in Vergleich mit den Jupiters=, Saturns= und Uranusmonden, eine so sehr reine Atmosphäre hat, zeugt von dem hohen Alter dieses Weltkörpers; denn nur allmählig konnte er in einen Stand versetzt werden, in welchem die Monde der übrigen Planeten und die herumirrenden Weltkörper zwischen Mars und Jupiter noch nicht sind**).
Allen diesen Andeutungen gemäß, war der Mond, ehe er der Erde dienstbar wurde, ein Komet.
Ein Komet hat aber eine übermäßig große leuchtende Atmosphäre, die nicht allein durch barische, sondern auch durch chemische Attraction an ihn geheftet ist, was ihre Schweife beweisen, die (von der Atmosphäre der Sonne zurückgedrängt) in den weiten Weltraum, doch zuweilen auf [200] besondere Weise extravagiren *), was nur durch besondere chemische Gelegenheiten geschehen kann. Diese leuchtende Atmosphäre der Kometen wird gegen ihren Kern **) hin [201] immer dichter und leuchtender, der chemische Proceß in derselben wird concentrirter, daher auch die Wärme so bedeutend, daß ein Kometenkern des Sonnenlichtes wohl entbehren und dennoch fähig seyn kann, seine auf ihm lebenden Organismen gehörig warm zu halten. Dabei kommt der Umstand zu statten, daß sich diese Wärme stetes gleich bleibt; denn wenn es der Natur darauf ankommt, Organismen zu brüten, so muß sie eine gleiche Wärme unterhalten. Bei  allem diesem scheint es doch, daß ein Komet, wenn er gehörig soll wärmen können, um seinen Creationsakt durchzuführen, eine gewisse Größe haben muß. Im übrigen scheint der Kummer um Luft bei solchen kleinen Weltkörpern eine leere Sorge, weil der gewöhnliche Mensch die andern Arten der Respiration nicht kennt und nur am gemeinen hängt, so wie es auf der Erde ihm vorkommt *). Hier brauche ich diese Hülfsmittel nur zu nennen, um ver=[202]standen zu werden. Athmen heißt Ab= oder Ausscheiden der brennbaren Stoffe in den organischen Körpern, damit der mit ihnen verbunden gewesene Sauerstoff gewonnen wird. Auf der Erde ist die unmittelbare Sauerstoffrespiration am bemerklichsten. Aber auch Ab= und Ausscheiden des Holzes, Harzes, Zuckers, Bittergerbstoffes, Riechstoffes etc. bei den Pflanzen und die Bildung des Fettes, der Galle, des Urins u. dgl. sind Respirationsactionen.
Diese sind die chemischen Urmomente, so weit sie im Urwasser oder Urmeere des Mondes mit der Entstehung der Organismen verbunden seyn konnten. Allein diese Entstehung setzt, nach der Analogie mit der Entstehung der Organismen auf der Erde *), eine Residuenabscheidung voraus, aus welcher vorzugsweise die unorganischen Niederschläge gebildet werden, die (jeder nach seiner besonderen Natur) in Schichten sich auf den Boden lagern, wenn das Urmeer nicht zu tief ist **), was beim Mond nicht der Fall seyn konnte.
[203] Ist einmal nur niedriges organische gebildet, so steigert es sich, unter den großen Veränderungen durch Catastrophen und unter günstigen Umständen nach denselben schon von selbst höher *) und zwar durch dieselben Potenzen, durch welche es entstanden war; Schöpfungs=, Zeugungs=, Reproductions= und Heilungsprozesse sind wesentlich ganz identisch.
Die Pflanze bedarf außer den übrigen Dingen nur eines Minimums von Wasser, das Thier aber eines Maximums zu seinem Entstehungsprozesse. Pflanzenorganismen bedürfen daher zu ihrer Entstehung überhaupt des Continents; die Entstehung der Thiere bedarf des Urwassers (der Urinfusion).

[204] Urzustand verständiger Wesen auf der Mondsoberfläche.
Dieser Zustand fällt in das Kometenalter des Mondes. - Wenn, nach A. v. Humboldt’s sehr naturgemäßer Ansicht, einst das Innere der Erde dadurch, daß die uranfänglichen chemischen Prozesse gewaltig vorherrschend waren, stark erwärmt werden mußte, wovon auch jetzt noch die Centralwärme zu stammen scheint, so ist es eben so naturgemäß, dasselbe in Ansehung des Mondes zu behaupten, da ein solcher Proceß bei der allmähligen Zusammenkunft vieler Weltkörper durch ihre chemische Differenz immer nothwendig unterhalten werden mußte, was schon durch ihre die Atmosphären der planetarischen Embryonen (wie sie ein neuerer Schriftsteller nennt), nämlich der Kometen, ersichtlich ist.
Dadurch ist nun jedes Kometen eigene Wärme zur Entstehung der Organismen auf seiner Oberfläche zureichend und auch in der Sonnenferne ständig. Seine Atmosphäre wird sich am weitesten ausbreiten, wenn der Komet da ist, wo er am meisten neues Material erhält, nämlich in den ätherischen Räumen zwischen den Sonnen, wo die Urniederschläge am häufigsten geschehen; dagegen in der Sonnennähe, wo sie minder häufig sind, die Sonne jedesmal selbst mit Licht und Wärme nachhilft und wahrscheinlich auch mit manchem Material, welches der Komet anderwärts nicht erhalten kann, wovon denn die Anomalieen bei den Schweifen stammen mögen.
Daß die Schöpfung hervorbringt, was möglich ist, sehen wir, glaube ich, auf der Erde mehr als hinlänglich. Zwei Dinge bleiben hienieden doch merkwürdig: 1) die Liebe des Menschen und vieler Thiere zum Meersalze und zum Wasser, und 2) die Urheimat vieler Pflanzen, Thiere und mancher ungetrübten Menschenracen=Abtheilung.
Die Liebe zum Meersalze deutet auf das Urmedium, auf die amnische Urflüssigkeit der ganzen Thierheit hin. Der [205] vielverspottete Maillet*) mag doch wohl recht gehabt haben, wenn er in seinem Telliamed behauptete, daß das Meerwasser das rechte Chaos und die Mutter aller Dinge seye, von welcher sowohl das Trockene, als auch die Bewohner desselben ihren Ursprung hätten. So haben, nach ihm, die Berge in der Höhe, mit welcher sie aus dem Wasser gekommen sind, die Vegetabilien (welche die aus dem Wasser gekommenen Elemente der Samen hervorgebracht hatten) erzeugt, und dann sind die Meerthiere in Landthiere verwandelt worden; ja die Menschen selbst sind, nach ihm, auf keine andere Art entstanden.
Sonderbar ist und bleibt es wohl immer, das auch der Verfasser der Genesis in unsern symbolischen Büchern die Pflanzen durch die ins Trockene gelegte, aus den Wassern hervorgegangene Erde erzeugen, und die Thiere, und selbst die Vögel im Wasser entstehen läßt. Und wenn auch, nach seiner Ansicht, der Mensch vom Schöpfer mit eigner Hand gemacht wurde, so scheint dieses mehr seine Metamorphose durch die Gestaltung der Thonformation, in welcher auf der Erde die revolutionärsten Epochen Statt fanden, anzugehen, wobei das Einblasen des lebendigen Odems nur das Wiederbeleben des Menschen nach der ihn in den Scheintod versetzenden großen Catastrophe bedeuten mag.
Dem sey nun wie ihm wolle, mit dieser Ansicht harmonirt Alles, wenn wir tiefer als gewöhnlich in die Natur [206] blicken; außer derselben lassen sich aber die Erscheinungen der urweltlichen Natur gar nicht reimen, selbst nicht einmal, wenn man ihnen die absurdesten Hypothesen unterlegte. Wenn nun Maillet hier unrecht haben sollte, warum liebt denn der Mensch das Meersalz eben so sehr *) als die ruminirenden Thiere? Warum kommt er auch aus dem neunmonatlichen Bade des Schafwassers? Wie gern badet sich der Vogel und manches Säugthier? Warum bleiben der See=, Sumpf= und Wasservogel, der Biber, der Otter, das Schnabelthier, die Wassermaus so sehr an das Wasser gekettet? Warum ist die Begierde der Katze, des weißköpfigen Adlers, warum der Appetit des Menschen nach Fischen so groß?
Man versetze die Seehunde des Baikalsees in einen See, der in 2 - 300 Jahren austrockne und ohne Abfluß in das Meer sey, so werden diese Thiere lernen auf dem Lande zu leben. Ich glaube aber nicht, daß dieß allein das Motiv ist, Landthier zu werden, sondern es ist höchst wahrscheinlich, daß oft die Zeugungsmaterien so abgeändert werden, daß ein wahres inneres Bedürfniß auf dem Lande zu leben entsteht, so daß alles Thierische bestimmte Epochen durchläuft, worin es sich nicht verwandelt und bei dem äußern Einfluß durch die Qualitätsänderung, bei einem Haupt=Epochenwechsel **), erst auch seine eigene Qualität umgeändert wird, so daß eine Metamorphose der Nachkommenschaft unvermeidlich werden muß. Es geschehe zum Beispiel, daß ein kleiner Weltkörper, der schon seine Organismen hat, in einen großen sich versenke, so wird zwar Alles zermalmt, was so unglücklich oder so ungeschickt ist, in die Versenkungsfugen zu gerathen; [207] allein dasjenige, was innerhalb des abgestreiften Ringes des versenkten Weltkörpers auf der Fläche der Kugel geblieben, oder durch den Wassersturm dahingerathen ist, bleibt da und lebt, wenn auch unter krankhaften Affectionen, fort, sofern es überhaupt durch die Catastrophe selbst den Tod nicht gefunden hat. Ich frage: hat nicht jeder Welttheil der Erde seine eigenthümlichen Pflanzen und Thiere? Hat sie nicht manche einzelne Insel? Wie sehr ist Neuholland eine ganz besondere Welt in Pflanzen, Thieren und Menschen? Auch die Reste des Ringwalles, welche um Neuholland (als dem übriggebliebenen mittleren Kugelsegmente) noch in Neuguinea, Neubrittannien, Neu=Irland, Salomons=Archipel, in den neuen Hebriden, in Neuseeland, in der Lord=Auklands=Inselgruppe u. s. w. übrig geblieben sind, tragen mit den Neuholländern Einen Charakter, welcher sich mehr dem Negerartigen nähert, als die eigenthümlichen Malayen in den Resten des (durch interstitielle Ringwälle und ihre aus dem Meere hervorstehende Reste und oft noch durch Polypen und Vulkane erhöhten) großen Ringwalles, der sich in den Sandwichs=, Mendamas=, Georgischen, Freundschafts= und Mulgraf’schen Inseln zeigt, wenn man auf einem guten neuen Erdglobus am Aequator unter 146° westl. Länge einen Schenkel des Cirkels ansetzt und mit dem andern in gehöriger Oeffnung über die genannten Inselgruppen hinfährt. Ceylon ist vielleicht eine kleine in die Erde versenkte kosmische Weltkugel, weil der Kessel, in welchem Candy liegt, die Ringfläche eines eingesenkten Weltkörpers zu sein scheint. Meiners*) behauptet von Ceylon, daß daselbst Thiere und Gewächse eigenthümlich seyen; ja selbst die Ceylonesen hält [208] er lieber für ursprünglich *) als für eingewandert. Noch ist es unbegreiflich, daß ein Komet von einem Durchmesser von etwa dreissig geographischen Meilen nicht minder eine ganze neue organische Welt **) hat mit sich auf die Erde bringen können, als eben Neuholland mit seinem östlich=australischen Inselkranze. Indessen gibt es wohl noch viel anderes Unbegreifliches in der Natur.
Hiervon also abgesehen, so gibt doch dieses Beispiel schon zu erkennen, daß fast der dritte Theil der Organismen, welche mit einem fremden Weltkörper ***) ankommen, sich retten kann vom Untergange, und daß Thiere, Pflanzen etc. noch immer auf ihrem heimischen Boden verbleiben, ja sogar, daß manche ihrer Wohnungen, außer einiger relativ schiefen Stellung, wohl noch brauchbar befunden werden mögen. Von dieser Beschaffenheit scheint überhaupt Böhmen und unter dessen Gränzgebirgen wenigstens das Waldgebirge, welches gewiß ihm angehört, zu seyn; es scheint auch seine eignen fossilen Reste von Thieren und Pflanzen zu haben, (wenn auch gleich keine Urmenschenwohnungen), was der Herr Graf von Sternberg, wenn er dieser Theorie nicht abhold wäre, wohl durch seine großen Kenntnisse und sein Naturforschertalent zu berichtigen im Stande seyn würde.
[209] Daß aber fremde Weltkörper, die in den Mond stürzten, ihn vergrößert haben, zeigen vollkommen zahllose Beispiele an der Menge der Ringgebirge und Circellchen in Durchmessern von 50 Meilen bis zu 500 Fuß und weiter herab bis zur Unkenntlichkeit aus Kleinheit.
Daß also auch der Mond fremde Organismen, die auf ihm nicht entstanden waren, entweder im fossilen Zustande, oder noch lebend besitzen müßte, ist hieraus wohl abzusehen. Sie scheinen alle mit größern Weltkörpern, die noch in ihrem Kometenalter angekommen waren, auch mit angekommen zu seyn, als der Mond selbst noch ein Komet war.
Die Mondbewohner, oder auch Meneen *) mußten also schon zu Kometenzeiten des Mondes existirt haben, und ohne Zweifel denn auch die verständigen Wesen, entweder schon entwickelt als Landgeschöpfe, oder noch als Wasserbewohner, vielleicht als beide zugleich, wie man dies auch noch von der Erde behauptet, wenn man (ob wohl ohne Grund?) Sirenen und Tritonen oder dgl. wirklich zugibt.
Um diese Zeit aber war der Mond innerlich so sehr erwärmt. daß dadurch ein größerer Grund der Wasserverdunstung entstand, und er dabei auch seine Organismen in der Sonnenferne erwärmte, so daß diese der Sonnenwärme nicht bedurften. Das Gedeihen derselben hatte daher allen Vorschub.
Allein über kurz oder lang mußten andere Umstände [210] eintreten. Der Mond kam im Planetensystem zu oft in die Nähe der Planeten, oder der großen Kometen, so daß endlich durch viele Perturbationen eine Planetenbahn aus seiner Kometenbahn geworden ist, während zum Theil durch das Hinderniß des Aethers die Ellipse seiner Bahn selbst kürzer werden mußte. Seine Bahn konnte, wie wir dies bei den vier kleinen Weltkörpern (die halb kometarisch, halb planetarisch sind) der Fall ist, mit der Bahn der Erde einen fast gleichen Umfang bekommen haben, so daß ihn endlich diese gelegenheitlich als Mond an sich gezogen und nicht mehr entlassen hat.

II. Satellitenstand der Meneen.
Es versteht sich, daß der neue Mond jetzt noch eine sehr stark elliptische Bahn beibehielt, und sich daher der Erde bald gar sehr näherte und eben so sich sehr weit entfernte. Diese Bewegungsmodifikation, die dieser Erdbegleiter noch nicht ganz verloren hat (und die auch jeder Planet noch besitzt, zum Zeichen seines kometarischen Ursprungs), verursachte sowohl auf dem Monde im Meerwasser große Flutenstürme, als auch auf der Erde, die jetzt noch die Spuren davon zeigen kann.
Abgesehen aber von den Unruhen der Meere der Erde und des kometarischen Mondes, hatten die Meneen noch ganz andere üble Zeiten zu erwarten. Erstens verloren sie allmählig die Kometen=Atmosphäre und mit dieser verschwand ihr eigenes Licht, die wärmende chemische Contramotion und die Attraction, und bald hatten nun die Meneen Sonnenschein, bald leuchteten ihnen diesseits die Erde und jenseits bloß die Sterne, unter Erkältung ihres Bodens, die jedesmal zunahm, so wie die innere Wärme ihres Bodens nachließ. Zweitens bewirkte das Dichterwerden der Mondatmosphäre durch das Eingetauchtseyn der dort fast schon [211] ätherischen Erdatmosphäre dadurch eine schnellere Verdunstung des Wassers, daß dieses nun (weil das Wassergas viel leichter als gemeine Luft ist) sich höher erhob und sich mit der Erd= und Sonnenatmosphäre vermischte. So wurden also (von der Erde und von der Sonne) des Mondes Kometenatmosphäre und der größte Theil seines Wassers absorbirt.
Wenn auch gleich dadurch der größte Theil jener fruchtbaren, von uns aus grau gesehenen, ebenen Fläche des Mondes den Meneen neue Lebens=Subsidien darbot, so mußten diese hinwieder auf Mittel bedacht seyn, sich vor dem großen Wechsel der Hitze und Kälte zu sichern.
Was ursprünglich ihnen gleiche Temperatur, die ihren Naturen angemessen war, gegeben hatte, das suchten sie jetzt wieder auf. Sie wurden Troglodyten. Und dies scheinen sie nach allen den Dutzenden von Merkmalen und Spuren, die ich davon auf der Mondoberfläche entdeckt habe, noch heutiges Tages zu seyn.
Indessen ist doch zu vermuthen, daß im Uebergange der Kometenzeit zur neuen Satellitenepoche ein planetarischer Mittelzustand Statt gefunden habe. Es fragt sich, ob hievon auf der Mondfläche gar kein Merkmal zu finden sey.
Mit Gewißheit kann hierüber wohl Nichts festgesetzt werden. Allein wir müssen da, wo wir vermuthliche Spuren zu finden glauben, in so schwierigen Fällen sie auch auf Gerathewohl angeben. Es gibt nichts Unverantwortlicheres in der Naturwissenschaft als die Spuren zu verheimlichen, da manche Entdeckung dadurch unterbleibt, während sie bei der Angabe derselben oft völlig vollendet wird.
Wenn jetzt, wie es alle Spuren von verständigen Wesen auf dem Monde angeben, diese überall nur Troglodyten sind, die sich nicht zu nahe an den Polen ihre Aufenthalts=[212]orte wählen, so müssen hingegen im Planetenzeitalter des Mondes die Meneen auch zugleich sich in der Nähe der Pole angebaut haben, so weit die Fruchtbarkeit des Bodens es zugab; denn an innerer Wärme hatten sie damals keinen Mangel. Vorerst muß ich sagen, daß ganz offenbar seit Hevels Zeiten der Sinus roris und das Mare Frigoris an Dunkelheit sehr abgenommen haben müssen, da letzteres schon von Tob. Mayer (der alle Maria zu dunkel schattirt hatte) beträchtlich heller schattirt worden war. Noch auffallender aber ist das von Grimald hellgrau gezeichnete und von Riccioli sogenannte Stagnum glaciei, westlich in der Nähe des Mond=Nordpols, wovon jetzt auch nicht die mindeste Spur mehr zu finden ist *).
Diese Thatsachen beweisen zwar nur, daß der Mond in frühern Zeiten mehr innere Wärme gehabt habe und an Orten Pflanzen getragen haben müße, wo jetzt alles verödet liegt; sie beweisen aber keine Spur von Menschen oder dgl.
Schon Schröter **) glaubte im Norden des Mond=[213]ringwalles vom Marius Configurationen zu sehen, die einer Stadt glichen. Da aber gegenwärtig die Merkmale der Fruchtbarkeit dort mit der zahllosen Menge solcher kleiner Erhabenheiten von der Größe unserer Häuser und allgemeiner Gebäude durchaus in keinem Verhältnisse stehen, so mögen wohl von diesen von Schröter vermutheten Gebäuden nur die troglodytisch bewohnbaren noch ihre Meneen beherbergen und die anderen zur heißen Tageszeit von Reisenden benutzt werden, um Schatten und Ruhe darin zu finden. Ohne Vergleich kleinere Hügelchen habe ich in der Gegend des Alhazen (m.s.Schröt.) noch im Crisischen Meere gesehen. Es sind ihrer dreizehn, wovon einige so klein sind, daß sie die gewöhnlichen Söldnerhütten auf der Erde an Größe kaum übertreffen *). Da nun eben auch diese Hügelchen [214] auf superlunarische Wohnungen rathen lassen, so ist es möglich, daß vor der neuen (von Schröter bereits für eine vulkanische Mutation gehaltenen) Cultur des Bodens in der Umgegend dieser Hügelchen nur allein die Ruinen der Ureinwohner des Mondes dargestellt sind. - Gar sehr auffallend ist mir eine Beobachtung des Hipparchus durch Schröter. Dieser sah nämlich in des Hipparchs Ringfläche den Schatten, welchen das südwestliche Ringgebirge in sie warf, gezahnt (§. 552. Tab. LXXI; Fig. 52) und er leitet diese Erscheinung von vielen Gipfeln des Ringgebirges ab. Allein hierzu sind die von ihm gezeichneten sehr langen Schattenspitzen zu gleichförmig und zu fein, und es läßt sich ehr vermuthen, daß es künstliche furchen in der Fläche selbst sind, weil diese allein nur den Halbschatten gezahnt zu geben im Stande wären. Eben so müßten die Gassen von Philadelphia aussehen, wenn sie unter gleicher Beschattung vom Monde aus betrachtet werden könnten[.] In der Ringfläche des Hipparch aber zeigt sich eben hier nur eine leise Spur von vegetabilischer Decke durch eine hellgraue Farbe; er scheint also jetzt unbewohnt, und ehemals bewohnt gewesen zu seyn, wenn es wahr ist, was meine Erklärung der Schröter’schen Beobachtung aussprach.
Indessen mag man in diese Vermuthungen einen beliebigen Werth legen, weil sie, falls sie in der künftigen schärfern Beobachtung mit Riesensternröhren auch richtig be=[215]funden würden, doch die von mir oben gemachten Forderungen nicht erfüllen und nur ergänzend hieher gesetzt worden sind, um in der Nähe des Aequators auch Etwas für die Forschungsrichtung geliefert zu haben.
Allein, an der westsüdwestlichen Gegend hart am Pythagoras sah ich am 19ten Oktober 1824 fr. ½ 6 Uhr in einem quadratischen, nur an den Ecken etwas abgestumpften Raume eine so zahllose Menge höchst schmaler (einer geübten Schätzung nach) 60 bis 200 Fuß hoher Erhabenheiten, wie man sie nur an einer zwölf und mehr Meilen im Umfange betragenden Stadt wie Istambol und anderer Colosse von tartarischen Städten auf der Erde vom Monde aus erblicken könnte. Ich war zu der Zeit, als ich dieses sah, gar nicht geneigt, diese Erscheinung für das Werk der Kunst zu halten, schlug im Schröter*) nach und fand, daß auch er mit seinem 27füßigen Reflektor diese Hügelchen sah, und, wie ich, unter ihnen auch mehrere Circellchen, wovon mir aber kein einziges unversehrt vorkam, indem ich sie alle entweder südwärts oder nach Norden und Süden zugleich mit großen Lücken versehen erblickte. Ueberdieß war zu eben dieser Stunde die Gegend im Norden des Marius auch so hart an der Lichtgränze wie jenes stadtähnliche Gebilde und zeigte die größten Hügelchen so groß, daß sie jene beim Pythagoras an Größe mehr als sechsmal übertrafen. Ich war auch deshalb in keiner geringen Verlegenheit, als ich sah, daß dieses Hügelwesen, wie die bewohntesten Wälle in der Nähe des Aequators, ganz grau erschien, weil in solcher Nähe des Nordpols etwas der Art nicht vermuthen ließ. Allein da ich am 17ten Nov., wo diese Gegend fast eben so nahe an der Lichtgränze vor dem dortigen Sonnenuntergange stand, von neuem beobachtete, so war ich noch mehr erstaunt, als ich


[216] jetzt durchaus  in diesen Hügelchen und an dem sie begränzenden nördlichen hohen, geraden, sonst immer grauen Berg keine Spur von grauer Farbe fand. Und es ließ sich diese Erscheinung bloß dadurch beruhigend erklären, daß die Meneen nur zu Zeiten hieher wandeln und durch ihre Kunst der monatlichen Kultur (wie ihr Schröter diesen Namen stets zu geben pflegte) die gehörigen Bedürfnisse an Vegetabilien befriedigen, welche Vermuthung durch weitere Beobachtung berichtigt werden muß.
Somit scheint es hier ausgemacht, daß wenigstens diese sonst bewohnbare Gegend jetzt nicht mehr, oder nur zum kleinsten Theil bewohnt ist, und daß die hier angebrachten Gebäude der Ureinwohner des Mondes verlassen sind, und vielleicht größtentheils in Ruinen liegen. Die Zukunft wird bei größerer und höchst behutsamer Nachforschung dieses Gegenstandes hierüber wohl die gehörigen Aufschlüsse geben, und es gelte dieses alles hier nur als eine bescheidene Muthmaßung, die zur weitern Nachforschung die Richtung ertheilt haben soll.
Das einstweilige Resultat
wäre also: hier am Pythagoras wohnten zur Planetenzeit die Meneen; jetzt aber ist im allgemeinen diese Gegend, die nördlicher als Plato liegt, unbewohnbar und wird von den Meneen nur noch zuweilen besucht. - Diese Resultat fällt gar nicht auf, wenn man weiß, daß es in allen Welttheilen der Erde Monumente der menschlichen Kunst *) gibt, die mehrmal [217] weiter in die Urzeiten zurückreichen als unsere Fabelgeschichte anfängt; sie scheine oft bis in die Kometenzeit der Erde hinauf zu reichen, worin aller Bau=Styl der Völker, die uns die Geschichte aller Länder der Erde nennt, mit [218] jenem sehr verschiedenen Style der Architektonik der Urzeit himmelweit abweicht.
Nach diesen allgemeinen Ansichten und Beobachtungen gehen wir zu besondern Erörterungen über Gegenwart und Zukunft in Ansehung des Naturzustandes der Meneen über.

Ueber Bewohnbarkeit der ganzen Mond=Oberfläche.
Physikalische Grundsätze lassen einige Betrachtungen über diesen Gegenstand zu. Nach Newton hat der größte Durchmesser *) des Mondes immer ungefähr gegen die Erde seine Richtung **). Hat dieses seine Richtigkeit, so folgt, daß zu den Zeiten, als der Mond noch seine Meere hatte, die untereinander in Communikation standen, der größte Theil des Wassers wegen der Fliehkraft sich nach der Kehrseite des Mondes hinbegeben haben müße. Dieses Weltkörpers Oberfläche zeigt auch gar keine Spur von einem Landsee vom Mittelpunkte der diesseitigen Scheibe an bis fast 50° nach allen Richtungen des Compasses hin. Erst gegen die Ränder hinaus bemerkt man einzelne Kessel, deren Unbeständigkeit in der Uebertrübung und Aufheiterung ihrer innern dunkel oder schwarzgrau erscheinenden Flächen auf Wasser deuten dürfte, z. B. die des Firmicus, Endymion, Plato, Grimald, Billy, Schikard u. m. a. ***) vorzüglich [219] nahe am östliche Rande. Nun ist es ausgemacht, daß da, wo auf dem Monde Anschein zur Existenz eines Landsees ist, auch die Spuren der Vegetation am luxuriösesten sich zeigen, wenn auch noch das selenographische Clima dazu günstig ist, z. B. beim Firmicus und in der Ringfläche des Grimalds.
Da nun nach Newtons Theorie folgt, daß am Aequator mitten auf der jenseitigen Mondfläche sich sich gegenwärtig noch das meiste Wasser befindet, so kann man auch erwarten, daß dort allein die fruchtbarsten Landstriche liegen müssen, die der Mond allenfalls aufzuweisen hat. Da ohne Zweifel die Erde auf die Luft des Mondes eine ungleich größere Schweregewalt ausübt, so ist es gewiß, daß, nach den Gesetzen der Ebbe und Fluth, an dem dies= und jenseitigen Ende des Diameters des Mondes, in dessen Richtung der Mittelpunkt der Erde steht, die Luft sehr angehäuft und an den Rändern des Mondes um desto mehr vermindert seyn müsse, so daß also auch die größere Menge der Luft an diesen beiden Enden der Mond=Oberfläche die Fruchtbarkeit nur vermehren kann. Es ist daher wohl zu vermuthen, daß an diesen Stellen die größte Menge der Meneen sich finden müßte, wenn nicht auf der diesseitigen Fläche der Boden des Mondes zu sehr erhöht wäre. Und trotz dieses Hindernisses ist wenigstens nach Nordosten hin im Schröter, welcher im Vergleich mit dem Sinus hipponiades schon ziemlich hoch liegt, sehr fruchtbares und bebautes Land, was das ungeheure Kunstwerk an diesem Orte und die erst neuerlich entdeckten wallartigen Umgebungen der kleinsten sichtbaren Art beweisen, und das nahe zusammengesetzte, am 20sten Juni 1824 entdeckte kunstwallähnliche Gebilde im Rethicus bestätigt. Ueberhin zieht sich der dunkle vegetabilische Boden bis an den Mittelpunkt des diesseitigen mittleren Meridians und Parallelkreises des Mondes hinauf [220] auf die hier recht sichtbare Terrasse, obgleich bei weitem nicht mehr mit derselben Dunkelheit, die von den ältern Selenographen Grimaldi und Hevel bemerkt und angezeichnet worden ist, welches anzeigt, daß hier der Mangel an Wasser immer größer wird, während die ihnen entsprechenden Punkte auf der Kehrseite wenigstens viele Landseen haben, oder wohl gar unterm Meere verborgen seyn müssen. Ein Umstand, der uns auch das Räthsel löst, daß manche Gegenden der diesseitigen Mondfläche doch Spuren großer Fruchtbarkeit bemerken lassen, ohne Spuren sichtbaren Wassers in der Nähe, weil nach natürlichen Gesetzen die Luft immer durch den Passat von der Kehrseite mit sich führt und hier als Thau wieder absetzt an die organischen Stoffe.

Sind die Meneen Menschen?
Mit Gewißheit wird man hier weder ein Ja noch ein Nein antworten können. Nur einige Gründe, die uns die Beobachtungen an die Hand geben, stimmen für das Ja. Sie führen zu einer Contrarietät der Vierhändigkeit und Vierfüßigkeit, die nur durch die Setzung eines Mittels zwischen beiden, nämlich die Zweihändigkeit und Zweifüßigkeit zu lösen ist.
Offenbar ist es, daß unter den Vierfüßern und Vierhändern, unter den geeigneten Umständen, der Elephant und der Kimpezey (Simia troglodytes) am meisten Verstand zeigen *) und unter den Säugthieren am gelehrigsten [221] sind. Allein sobald wir Vierfüßer als verständige Wesen im Monde annehmen, so stehen die regulären Gebäude auf der Mondfläche damit im vollkommensten Widerspruche; denn ich habe dort Wälle angetroffen, die so genau die geraden Linien einhalten, daß gar kein Fehl in ihnen ist, und die gleichwohl viele Meilen fortgehen und ohne geometrische Kenntniß gar nicht so genau geformt seyn könnten, besonders wenn man die Gleichheit der Winkel betrachtet, unter welchen sie zusammenzustoßen pflegen. Nehmen wir aber Vierhänder als verständige Wesen im Monde an, so stehen damit die auf dessen Oberfläche sichtbaren 6 bis 70 geographische Meilen langen Straßen und der erst im Mare Crisium von mir gefundene über 30 Meilen lange, äußerst reguläre Wall, der auf Wandergewölbe unterm Boden rathen läßt, im geraden Widerspruche. Ueberdieß ist es eine ausgemachte Sache, daß auch die verständigsten Thiere sich wenigstens auf der Erde keine solche Cultur zu geben pflegen, daß sie mit ungeheurer Anstrengung allgemein nützliche Kunstwerke bauen; ja ich glaube, daß selbst bei uns mancher Menschenart (wie Meiners sie nennt) dieser Grad von Cultur unerreichbar ist, z. B. der Waldnegerart. Schon diese Gründe führen auf einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, daß die Meneen zu der Menschengattung gehören.
Uebrigens läßt es unser Stolz nicht zu, die Meneen in der Verstandescultur höher zu setzen, als wir stehen. Und doch könnte man manche Dinge deuten, daß so Etwas zu vermuthen stände.
Ich will hierüber nur Andeutungen zu Consequenzen geben, die auf die Vermuthung führen müssen, die Meneen ständen auf einer hohen Stufe von Kultur, sowohl der Kunst als der Wissenschaft.
Es ist nämlich durch die Beobachtungen Schröters [222] ganz evident, daß das aus vollkommen geraden *) Streifen bestehende Gebilde, welches einem Kometenschweife ähnlich ist, von einem Circellchen ausgehend, welches den Kometenkopf vorstellt, zwischen den Jahren 1788 und 1796 entstanden ist **); denn 1788 hatte er davon wie er sich ausdrückt, »überall nichts wahrgenommen«, und es erst unter einem völlig gleichen Erleuchtungswinkel 1796 am achtzehnten September Abends zehn Uhr gesehen. Da aber nach meinen Beobachtungen dieses Gebilde unter allen Erleuchtungswinkeln sichtbar ist, so hätte es dem Schröter bei seinen auf Alles aufmerksamen Beobachtungen während dieser acht Jahre gewiß nicht entgehen können. Da indessen dieses Gebilde, mit geringen Fernröhren angesehen, einige Aehnlichkeit mit andern hellern Streifen im Monde hat, so will ich es näher beschreiben und die Unterschiede desselben von den letztern bezeichnen.
Bei äußerst ruhiger und reiner Erdenluft sieht man dieses Kometenschweif=ähnliche Gebilde unter 47° der westlichen Länge, ganz unterm Aequator, sich gegen Ostsüdost fortziehend, auf der grauen Fläche des Maris foecunditatis, Mit einem sehr vollkommenen Sehinstrument betrachtet, besteht es aus einer Menge feiner, sehr sanft convergirender Streifen, die oft eine Ahnung geben, als wären sie aus hellweißen Punkten zusammengesetzt, die nach Osten immer kleiner, und allmählig in einer minder ebenen Fläche feiner [223] und zuletzt unbemerkbar werden, wie dieses allmählige Verdünnen der leuchtenden Masse bei Kometenschweifen auch der Fall ist. Durch die ganze Länge jenes Gebildes geht ein dunkler, ganz mit den hellen Linien divergirender Streifen, so daß dieses zusammen als Ganzes den Schweif des Kometen von 1744 vorstellen würde, wenn dieser sich nur nicht gekrümmt gezeigt hätte. Im ganzen Mari foecunditatis ist sonst kein hellerer regulärerer Streifen von dieser rein weissen Farbe, und auch keiner ist unter allen den von allen Seiten nach allen Richtungen ausgehenden Streifen beim Tycho, Kepler, Copernicus und den übrigen Rundgebirgen, die auch mit dergleichen Streifen versehen sind, so beschaffen. Diese Streifen haben ein trübes neblichtes Ansehen, sind etwas gelblich und nie aus Streifchen zusammengesetzt; behaupten auch durchaus keine Regularität im Verlaufe, sind durchaus nicht begränzt, und nie findet sich bei einem Rundgebirge ein einzelner Streifen, sondern es finden sich ringsherum immer ihrer mehrere, meistens ihrer sehr viele; dabei sind sie so sehr wandelbar, daß sie, wenn die Sonne über ihnen auf= oder untergeht, gänzlich unsichtbar sind, während das obige Schweifgebilde, so lange auf dasselbe die Sonne scheint, gesehen werden kann, und selbst noch völlig sichtbar bleibt, wenn auch schon das östliche Ende ganz in Nacht versteckt ist. Kurz eine solche Regularität kann die Natur nicht durch Modification des Bodens einer Landfläche bewirken, nur die Kunst kann es. »Denn im Monde so ausschließlich einzige, so bestimmte, so schmale, so vollkommen gerade, allmählig durch eine Strecke von zwanzig Meilen fortlaufende und so eng an einander geschlossene, immer nur in der Kometenschweif=Ordnung sich findende, nirgends eine Lücke lassende Linien zieht die Natur weder durch Klüftebildung noch [224] durch solche, ohne Nonsens gar nicht denkbare, fixe Meteore *)«.
Was konnte der Zweck der Meneen bei Anlegung eines solchen ungeheuren Kunstwerkes seyn? Mit dem hellen Circellchen, von welchem dieses Schweifgebilde im Westen ausgeht, macht es die vollkommenste Gestalt eines Kometen aus. Hinter jenem Circellchen befindet sich westlich noch ein anderes, dessen östlicher Theil des Ringwalles eingekerbt und das fehlende Stück davon verloren ist.
Da es nun offenbar ist, daß hier Willkühr und Kunst gewirkt haben, so lassen sich dabei, nach meinem Dafürhalten, zweierlei Zwecke denken, welche auf gleiche Weise auf einen hohen Grad von Verstandescultur schliessen lassen, man mag den einen oder den andern als gültig setzen. Denn setzt man, die Meneen hätten mit uns eine Zeichensprache anbinden wollen, so ist bei weitem nicht so sehr die Großartigkeit derselben zu bewundern als die hohe Kultur ihrer Kunst und Wissenschaft, da sie sowohl in Erfindung der vollkommensten Fernröhre sich auszeichnen müßten, wenn sie uns durch ein Beispiel mit einem uns gewiß bekannten Objecte hätten zeigen wollen, wie groß und hell die Gegenstände seyen, die sie auf der Erde sehen können, falls wir geneigt wären, ihnen auf ähnliche Art zu antworten, als sie im Stande waren, die Dimensionen der Erdfläche zu berechnen, die uns allenfalls zu Gebote ständen, behufs einer solchen Antwort. Haben sie aber die Zusammenkunft eines Planeten mit einem Kometen bildlich darstellen wollen, so war kein Objekt besser gewählt als eben diese beiden Circellchen, an deren einem man den figürlichen Kometenschweif hinbildete, denn die Contenta dieser Circellchen waren dereinst selbst kleine Kometen, die sich mit [225] dem kometarischen oder planetarischen Mond vereinigten. Insofern scheint es aber dennoch, sie hätten es darauf abgesehen, uns zu zeigen, daß die von der Ausbildung der planetarischen Weltkörper durch Aggregation die rechte Ansicht haben, denn sonst würde der nachgebildete Schweif nur für den Verstand und nicht für das Auge der Meneen von Bedeutung seyn. Wäre dieses so, so müßten die Meneen gar kleine Begriffe von der Agilität unserer Verstandeskräfte haben, wenn sie wüßten, daß wir Erdenbewohner erst im laufenden Jahrhunderte *) angefangen haben, in allem Ernste an die Aggregationstheorie zu denken, wenn auch gleich die griechischen und orientalischen Weisen aus dem Chaos und dem Atme, durch eine Art der Vereinigung, die Welt gebildet seyn ließen. Mag sich übrigens diese Sache noch auf eine andere Art verhalten, so wird doch kaum ein Physiker einen weitern natürlichen Erklärungsgrund jenes kometenschweifähnlichen Gebildes auffinden, der nicht matt, unpassend, ungereimt oder wohl gar lächerlich ist.
[226] Wenn nun auch dieses wahrscheinliche Kunstgebilde der Meneen nicht absolut darauf deutet, daß dieselben die Größe ihrer körperliche Kräfte und die Ausdauer ihres Fleißes uns zur Bewunderung und Nachahmung haben darstellen wollen, so hat es dennoch sehr viel für sich; gleichwie dieselben Gedanken entstehen müssen, wenn man eben so aufmerksam als Schröter die Erscheinung zerlegt, die am fünf und zwanzigsten Juli 1774 um Mitternacht Chr. G. Eysenhard im Mare Crisium bis Tagesanbruch beobachtet hat, da, wie mir scheint, die Mondbewohner die dortige von ihnen ohne Zweifel schon voraus berechnete Pracht eines nordlichtähnlichen Phänomens auch mit einer vierfachen künstlichen Beleuchtung verbunden haben, die, wenn man dabei die Nähe des Mondrandes im Auge hat, ziemlich genau die vier Winkel eines Quadrats bezeichnete *). Oder hat sich damals auch ein Kaiser oder König im Monde krönen lassen oder vermählt? Die Illumination im Mare Crisium geschah auch wie bei uns nach Untergang der Sonne. Gewiß ist es, daß in heitern Nächten den Meneen die Beleuchtungen ganzer Städte auf der Erde eben so erscheinen müssen, wie dem Eysenhard die vier hellen Punkte erschienen, die weder Schröter, noch ich aus natürlichen hell erleuchteten Gegenständen erklären konnten, weil sich keine finden, die (unter den damaligen Umständen des Erleuchtungswinkels) so sehr hell von der [227] Sonne hätten beleuchtet werden können, oder während ganzer vier Stunden der eine oder andere von den westlichen nicht hätte verschwinden müssen, falls sie, gegen alle Möglichkeit, dennoch zwei von der dort untergehenden Sonne beschienene Berggipfel gewesen wären.
Es würden sich übrigens ähnlichen Erscheinungen auch religiöse Zwecke unterlegen lassen; allein eine solche Beleuchtung wird ohnehin auf die obige Weise gut erklärt und die künstliche Kometengestalt, mit welcher sich der Sterndienst wohl reimen liesse, erklärt sich gleichfalls besser auf obige Weise, weil bei allen Völkern das Religiöse um so weniger äußerliche Formen hat, als der Verstand bei ihnen höher gesteigert ist *). Uebrigens waren die Religionsformen immer die beßten Mittel, die Urstämme der Völker unvermischt und oft völlig rein zu erhalten.
Ueberhaupt würde die Ausmittlung der den Meneen eigenthümlichen Religionsform mit einiger Gewißheit vorerst schon darum ganz unmöglich seyn, weil wir nicht wissen, ob es nicht bei ihnen eine eben so auffallende Verschiedenheit von Völkern gibt wie auf der Erde, bei welchen man doch meist völlig von einander abweichende Religionsformen antrifft, die vielleicht deren Urväter aus dem Universum mit auf die Erde herabgebracht haben.
Was nun die Völkerunterschiede der Meneen angeht, so kann man zwar aus einigen Datis auf die Vermuthung kom=[228]men, daß dergleichen wohl auch im Monde geben möge; denn die Völkerunterschiede offenbaren sich meistentheils un der Bauart. In dieser Hinsicht habe ich dreierlei architektonischen Styl bei den Meneen angetroffen: 1) den antiken mit kleinen, vierzig bis zweihundert Fuß hohen Configurationen, z. B. beim Marius und beim Pythagoras; 2) die großen dunklen Wallsysteme, z. B. das im Schröter und dann noch ein oben schon angeführtes neuentdektes nahe in Osten beim Schröter; und endlich 3) die ganz modernen, welche die Gestalt eines richtig oder verkehrt gestellten römischen Z, einer arabischen Ziffer 2 oder einer Sense haben, und deren Oerter ich erst bekannt machen werde, wenn ich sie alle mehrmals beobachtete, damit keine Zufälligkeit auf ihre Bestimmung Einfluß habe.
Diesem zufolge würden wir bemüßigt seyn, nach der Aggregationstheorie und nach der Meiners’schen Ansicht von den Menschenarten auch Meneen anzunehmen, die im Monde nicht ursprünglich, sondern mit andern Weltkörpern daselbst angekommen sind. Mehr bestätigend als widerstreitend ist es dieser Ansicht, daß auch auf der Erde, z. B. im Gewölbe und im Inselringe des neuholländischen Weltkörpers selbst die negerartigen Einwohner sehr auffallende Verschiedenheiten zeigen *).

Sind die Meneen im Stande, dereinst Erdbewohner zu werden?
Außer daß wir bei ihnen einen vollkommenen Lungenbau voraussetzen müssen, wenn wir den der Menschen damit vergleichen, können die Meneen immerhin so organisirt seyn [229] wie wir. Aber auch bei einem Lungenbau wie der ihrige, mag sich wohl mit einer sonst starken Körperkonstitution auf der Erde fortleben lassen, da selbst in mehrmal verdichteter Erdenluft Thiere sich sehr wohl befinden, und Menschen in den tiefsten Schachten meines Wissens von der größern Dichtigkeit der Luft nicht das geringste leiden, wenn sie nicht Lungensüchtig sind, in welchem Falle sich wie bei der Einathmung des reinen Sauerstoffgases gern Lungenentzündungen wiederholen mögen. Folgende Reflexionen mögen uns hier näher zur Sache führen.
Man stelle einen Papus *) neben einen Cirkassier und frage sich, ob unter den günstigsten Umständen in den paradiesischen Inseln am Aequator ein edler Menschenschlag sich habe so verunedlen können. Hierin scheint mir Meiners recht zu haben, daß jede Menschenart ihrem Urlande anerschaffen ist, ohne daß ich dabei widersprechen möchte, wenn behauptet wird, daß Klima und Lebensart auf Körperbildung Einfluß haben, besonders in dieser Hinsicht ein Einfluß sehr ungünstiger Umstände, z. B. das Wohlleben, die Einflüsse eines kalten Klimas **) u. dgl. Aber unter den günstigsten Umständen [230] geht keine Natur rückwärts zu einer Stufe einer niedrigern Organisation über. Neuguinea gehört (nach dem, was wir oben gesagt haben) zu dem Rindenkranz, welchen Neuholland zurückließ, als sein Weltkörper (von welchem es ein Gewölbtheil ist) sich in die Erde versenkte. Hier findet man wieder negerartige Menschen auf einer tiefen Stufe der Kultur, woran die kometarisch ursprünglich erweiterte Brust noch nicht ganz verschwunden ist.
Der Mond ist kleiner als das neuholländische Weltkörpergebilde, aber ohne Vergleich planetarischer ausgebildet, und bis sich der Mondkörper in die Erde versenkt, können 25 bis 30,000 Jahre vergehen. Daher man leicht die gewaltige Macht des Zeugungstriebes bei allen thierischen We=[231]sen begreift, wenn sich eine so lange Zeit die Thiere und die Menschen epigenesiren müssen, um in einem anderen Weltkörper neu aufzuleben, sich zu vervollkommnen, und mit kultivirtern Menschen sich selbst mehr kultiviren zu lassen, oder diese zu höherer Kultur zu bewegen.
Physische Menschenorganisation steigert sich unter verbesserten Einflüssen, wenn damit keine Verweichlichung verbunden ist; Menschenkultur aber erhöht sich bei steigenden Bedürfnissen. Deshalb haben die Meneen auf verschiedene Mittel bedacht seyn müssen, um zu schützendern Wohnungen zu kommen, als der Komet zum Planeten und der Planet zum Monde geworden war und sich allmählig die kometarische Bodenwärme verloren hatte. Was werden die Meneen wohl noch Alles erfinden müssen, um die 25,000 Jahre aud einem immer kälter und wasserleerer werdenden Weltkörper in derselben Gemächlichkeit fortleben zu können!
Wenn der Mond (dessen Bahnbewegung mit der Erdaxendrehung dann gleiche Geschwindigkeit bekommen muß) sich nun in die Erde versenkt, so wird er einen etwas anderen Platz einnehmen, als der Komet Neuhollands einnimmt. Der Ort, wo er sich an seinem Aequator versenkt, wird entweder auf den Aequator der Erde treffen, oder nicht weit von ihm. Sollte er dabei auch auf festes Land gerathen, so wird er, nach den Naturgesetzen der Schwere, doch nicht zuerst Land, sondern Meer berühren. Hiedurch werden alle organischen Wesen sowohl von der Erde als vom Monde abgespühlt, und was sich nicht abspühlen läßt, geräth in die Einsenkungsfugen und wird zermalmt. Was sich aus der Katastrophe rettet, lebt fort, wenn es eine kräftige Natur hat, und was den Tod leidet, wird zur ewigen Urkunde dieser Begebenheit in den Flötz= und aufgeschwemmten Gebirgsformationen deponirt, die sich dortherum nun neu bilden. Ein Theil des Ringwalles wird Inseln bilden und [232] in der Mitte wird das Centralgewölbe im zum Theile zerbrochenen und versenkten Zustande hervorragen *).

Was werden die Geen und Meneen bei dieser Katastrophe thun und leiden?
Wenn die Annäherung des Mondes an die erde so allmählig geschieht, daß 25 bis 30,000 Jahre dazu verwendet werden, während die Mondbahn allmählig immer enger wird und die Perigeen und Apogeen immer schneller auf einander folgen, so werden die Fluthen immer größer werden und die Ebben immer kleiner, besonders um den Aequator, wo eine gewaltige Südnord Oscillation des Meers von dem Wechsel im Mondlaufe in den südlichen und nördlichen Himmelszeichen Statt haben wird. Die Mondsmonate werden immer kleiner und der Stand der Meere an den Gestaden der Erdtheile zwischen den Wendecirkeln wird immer höher, die Meeresströmungen werden immer heftiger, das rothe Meer bricht periodenweise in das mittelländische und das mexikanische oder karaibische Meer bricht zum großen Ocean für immer durch, wodurch die Schiffarth erleichtert wird. Die Molucken= und Sunda=Inseln werden immer mehr zerfressen und die meisten zwischen den Tropen gelegenen Inseln des stillen, des indischen, des aethiopischen und atlantischen Meers werden in den Fluthen allmählig ganz unter Wasser gesetzt, und so auch alle niedrigern Gestade aller Erdtheile zwischen den Tropen, dergestalt daß ein allmähliges Flüchten aus den Inseln in die Continente und aus [233] den Niederungen in die höhern Gegenden Statt findet; selbst das Maskaret wird in den Flüssen, welche dem Meere nahe sind, für die niedrigen Ufer immer zerstörender, die Aequinoctialstürme treten regelmäßiger ein, werden aber dafür gefährlicher und heftiger. Nun wird man anfangen zu berechnen, wie lange noch bis zu der Zeit hin ist, wo sich der Mond in die Erde senkt; man wird dagegen wieder ausrechnen, daß diese Begebenheit nicht möglich sey *), wäh=[234]rend die Aequatorsbewohner sich allmählig immer näher gegen die gemäßigten Zonen flüchten müssen, dahin, wo das zum Aequator ausgewanderte Meer die größten Strecken Landes, die ehedem Seegrund waren, abgedeckt, und worauf nachher die herrlichste Vegetation sich gebildet hat; und so wird es fortgehen, bis die Inseln und niedrigern Tropenländer menschenleer seyn werden. Endlich wird dort nicht bloß das Meer und die Atmosphäre, sondern wegen Benetzung neuer Landflächen und wegen veränderter Schwereverhältnisse, auch das Innere der Erde sehr unruhig werden; es wird da Erdbeben und Vulkane geben, wo noch keine waren, so daß nur noch in den tropischen Hochländern mit Sicherheit zu leben ist. Jetzt erst beginnen die Völkerwanderungen nach Norden und die aus diesen entstehenden Kriege. Späterhin gibt es auch in den gemäßigten Zonen solche Auswanderungsepochen aus den Gegenden, welche dereinst vom Meere bedeckt waren, minder kriegerisch aber, weil nur die Klügern fortgehen und die minder Klugen bleiben werden.
Nun wird man mit gewöhnlichen Taschen=Fernröhren schon die Kunstwerke der Meneen eben so sehen und bewundern, wie ich sie mit starken Achromaten sah und bewunderte, aber man wird sie leer finden; denn die Meneen sind allmählig aus Mangel an Wasser und aus dem Besitz der Kunde von dem, was da kommen soll, auf die von uns abgekehrte Seite des Mondes gewandert, und haben die Mitte derselben eingenommen, während das auch dort abnehmende Wasser ihnen immer mehr neues Land geschenkt hat.
[235] Auch zwischen den gemäßigten Zonen wird Wassermangel werden, je höher es gegen die Pole zu geht. Die Spitzberge werden mir Lappland, und Frankreich etc. wird mit England und Irland und diese durch die Farör mit Island und Grönland in einem Continente zusammenhangen. Eben so wird durch die Aleuten Asien mit Nordamerika in ein Continent vereint werden und sich die Beringsstraße schließen *).
Endlich erwartet man mit bangem Herzen die Katastrophe der Berührung der großen Weltkörper und das Einsinken des kleinern in den größern und sieht sich auf große Erdbeben vor, die auch nicht außenbleiben können.
Auch auf die plötzliche Wiederkunft des Meeres in die alten Gestade wird man sich vorsehen. Allein das Meer kommt stürmend selbst auf höhere Landstrecken los, verläßt sie wieder, um immer minder stark wiederzukehren.
Sobald nun diese Unruhen und Oscillationen der Gewässer alle vorbei sind, wird man eine ganz andere Geographie haben; viele der vom Meere verlassenen Länder [236] werden verlassen bleiben und viele wird das Meer bedecken, die in unsern Tagen Land sind.
Große Erschütterungen haben die Meneen während der Katastrophe ertragen, und gleich darauf große Stürme und Gewitter sammt deren Erfolgen. Flüsse müssen sich nun den Weg bahnen zu dem den eingesunkenen Mond begränzenden Meere. Die neue, dichte, feuchte, stets warme Luft, kurz der ganze Epochen=Wechsel rafft tausende der Meneen durch Seuchen hin, bis endlich eine der Erde mehr anpassende Generation der Gemeneen entsteht.
Mittlerweile bekommen die Gemeneen Besuch von den Geen. Es entsteht unter denselben Austausch der Geschichte, der Begriffe, der Naturalien und der Kunstwerke. Es kommt die neue goldene Zeit, die Ebben und Fluthen werden um drei Viertheile vermindert, die Durchfahrten bei Damiat und Nikaragua bleiben; die Erde dreht sich geschwinder, die Witterung wird regelmäßiger, die Passatwinde werden präciser, die Gewitter und Stürme kommen viel minder unvermuthet; es bilden sich zu Tausenden neue Colonialplätze, die Aequatorial=Continente und Inseln sind wieder bewohnbar, sind sogar größer, die alte Atlantis steigt wieder aus dem Ocean herauf; die Atmosphäre der Erde ist dichter und darum wärmer, die Vegetation wuchert besser, mit einem Worte, es wird eine neue Erde seyn; selbst die Natur der Geen wird erhöht werden in ihrer Organisation; ob auch damit ihre Moralität und Sitten, das überlasse ich jedem Andern zur Untersuchung; ich will hier nur berührt haben, was die mir bekannten Gesetze der Natur folgern ließen. - Solche Ergebnisse konnten nur durch philosophische Reflexion gewonnen werden. Sie waren bestimmt der Erfahrung voraus zu eilen; aber ob sie das thaten, wird die Nachwelt durch Stimmenmehrheit oder durch die Ueberzeugung richten.

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*) [194] Ich stimme den Exegeten bei, welche behaupten, Moses habe die Genesis im orientalischen Geiste geschrieben; und so mögen auch die Schöpfungstage der orientalischen Chronologie mehr angemessen seyn. Ich berufe mich auf das, was im achten Bande der deutschen Encyclopädie Frankfrt. 1783. 4. S.400 aus dem Indischen Glaubensbuche Sakkarum angeführt ist. «Die erste Welt hat gedauert 140.000.000 Jahre (welche alle vielmal länger sind als die unsere) die zweite 130.000.000 u. s. w. Die Zahl der Welten setzen die Indier auf eine Billion, 72 Millionen, 38400 Jahre. In der Zeit, daß alle diese Jahre 88 mal herum laufen, macht es von der Zeit des Devandira, des obersten der Götter, nur eine Minute. 360 dieser Minuten  machen eine Stunde, 60 dieser Stunden machen einen Tag, 30 Tage einen Monat, 12 Monate ein Jahr, 60 Jahre einen Antou u. s. w.« So das ein Tag des Vistnu, nach der Menge unserer Jahre berechnet, kaum mehr mit Zahlen anzusetzen wäre. Was hingegen die gegen Kirwan gehende Widerlegung (m.s. D.J Pott’s Moses und David keine Geologen; Berl. 1799) betrifft, so berührt sie meine Ansicht nicht, weil weil ich einen ganz andern Gesichtspunkt aufgefaßt habe als die meisten Geologen, die vom Organischen nichts festsetzen konnten.

*) [195] Diese Gestalt zeigt die von mir gegebene Nachbildung des Mersenius ganz vorzugsweise (m. s. in den Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch=Carolinischen Akademie der Naturforscher, Bd. 10, Abth. 2, Tab 53, 686 - 689. Ferner [196] die erste Figur Tab. 2 in meiner Abh. über die Spuren der Mondbewohner im Kastner’schen Archive  f. d. ges. Naturlehre Bd. 1, Hft., 2, Lit. t. und die Erklärung dazu ebd. Bd. 2, H. 3, S. 312).

*) [196] Ich habe diese Theorie bereits 1811 in meiner Abh.  üb. d. Nat. der Kometen, München bei Lentner S. 190 - 194, als sie bei mir noch in der Kindheit lag, vorgetragen und selbe neuerdings als mehr ausgebildet angekündet in v. Moll’s neuem Jahrbuch der Berg= und Hüttenkunde B. 5, Lief. 1, S. 121. - 121, und bald wird sie in ihrer ersten Skizze erscheinen.

**) Ich habe hierüber bereits in den oben citirten academischen Verhandlungen einige Aufgewiesen m. s. Bd. 11, Abth. 2, S. 585 - 593. bei einer größern Gelegenheit wird dieses Feld noch weiter gepflegt werden.

*)[197] Humboldt behauptet auch neuerdings die Wärme im Innern der Erde, läßt es aber dahingestellt seyn, ob es richtig ist, wenn (auf seine und Arrago’s Beobachtung dieser Wärme) Laplace schon hat durch Rechnung heraus bringen wollen, in welcher Tiefe der Erde die Erdmasse geschmolzen seyn müßte. (M. s. Frorieps Notizen No 70, S. 52). Ich muß diese Behutsamkeit Humboldt’s loben, denn die Aggregationstheorie widerspricht der Voraussetzung bei einer solchen Rechnung, was sogleich aus dem Texte klar werden wird.

**) Darum die Widersprüche, die man der Behauptung eines Centralfeuers der Erde entgegengesetzt hat.

*) [198] Diese Sätze habe ich in meiner ob. cit. Abh. üb. d. Natur der Kometen (S. 209 - 229) mit Gründen belegt, die ich daher nicht zu widerholen brauche.

**) Nämlich die Kräfte des Magnetismus,  der Elektricität, des Galvinismus und der chemischen Wahlverwandschaft sind hier gemeint.

*) [199] M. s. in den oben citirten academischen Verhandlungen, Bd. 10, Abth. 2, S. 658 - 692 und Bd. 11, Abth. 2, S. 585 - 602.

**) Ein Beweis, daß die untern Planeten die ältern sind; um so mehr, als Jupiter, Saturn und Uranus ihre selbsteigene Kometennatur noch nicht abgelegt haben, wenn sie auch gleich keine Schweife mehr besitzen, da ihre (in den Streifen und selbst in der Abplattung veränderlichen) ungeheuren wolkigen Atmosphären und wahrscheinlich auch ihre große Menge Wassers ihnen doch eine sehr geringe Dichtigkeit (als gegebenes Ganzes) zusagen, wie dieses zum Theile auch vom Mars gilt, weil er ebenfalls eine trübe Atmosphäre hat, so daß sie in Ansehung der Dichtigkeit sämtlich schon vieles mit den Kometen gemein haben.

*) [200] Daher die verschiedenen Gestaltveränderungen der Kometenschweife, woraus ihre abentheuerlichen Gestalten, von denen die alten Schriftsteller reden, erklärlich sind (m. s. meine Abh. üb. d. Natur der Kometen, S. 123 - 127). Der von Harding beobachtete, nach der Sonne gekehrte anomale Schweif des im Jahr 1824 erschienen Kometen (m. s. astronom. Jahrb. v. Bode für 1827, S. 132) ist ein recht auffallendes Beispiel von einem chemischen Nexus dieses Kometen mit der Sonne und ihrer Atmosphäre. Ich habe mich Behufs verschiedener Erklärungen im Jahr 1811 (m. s. übrigens die noch von mir als Anfänger in der Astronomie verfaßte Schrift üb. d. Natur der Kometen, S. 171, 309 Note, 313, 314, 317, 325 u. a.) schon der jetzt erst bei Anderen in Gang kommenden chemischen Attraction bedient.

**) Unsere Kometen, wie wir sie, oft nur teleskopisch klein, zu sehen bekommen, sind Zwerglein gegen jene scheinbar oder wirklich sehr großen kometen älterer Zeiten, z. B. derer von 1652, 1661, 1664, 1665, 1680, etc. Daher war es leicht möglich, daß unsere Astronomen auf den Gedanken von Kometen ohne Kern kamen; denn wie wäre es möglich, denn wie wäre es möglich, unter der gewöhnlichen Entfernung einen Kometenkern von 4 bis 6000 Fuß Durchmesser zu entdecken? Wenn übrigen die Atmosphäre der Kometen selbstleuchtend, und wie Schröter u. A. meinen, doch sehr dünn ist, und man trotz diesem ihre Kerne nie vollkommen begränzt sieht, so kann zu ihnen kein Sonnenlicht hinein und auch keines von ihnen heraus, um sie sichtbar zu machen. Wenn aber vom heimischen Lichte das fremde überwunden wird, so ist das erstere stärker, und somit auch dessen Wärme. Daß die Kometen in der Sonnennähe am stärksten leuchten, kommt daher, weil ihre Atmosphären durch die Sonnenatmosphäre mehr zusammengedrängt werden.

*) [201] Ich bin es müde, die Demonstrationen in dieser Hinsicht zu wiederholen (m. vergl. in dieser Hinsicht die oben citirten akademischen Verhandlungen Bd. 10, Abth. 2. S. 657 - 659 und Kastners Archiv Bd. 2, H. 3, S. 274 Note). Was aber diejenigen betrifft, die (weder dieses Verhältniß, noch das Melanderhjelm’sche Theorem, und die Schröter’schen Beobachtungen über die Atmosphäre des Mondes kennend) mich sogleich abgefertigt zu haben glauben, wenn sie sagen, der Mond habe keine Atmosphäre, so werden diese sich hinlänglich corrigirt finden, wenn sie im 2ten Bande des selenographischen Schröter’schen Werkes (S. 397 u. s. w.) den Abschnitt lesen, welcher betitelt ist: «Neuere instruktive Beobachtungen und Bemerkungen über den Dunstkreis des Mondes, insonderheit über die Entdeckung einer Morgen= und Abenddämmerung in des Mondes Nachtseite und die daraus folgenden Resultate der senkrechten Höhe und Dichtigkeit der Mondluft.»

*) [202] Es ist die Infusoriengährung; die gewöhnlichen mit organischen Substanzen gemachten Infusionen zeigen vorerst eine Abscheidung einer Flüssigkeit, von welcher Trübung aber auch noch gefordert wird: eine weiter Abscheidung eines festweichen, bloß wachsenden oder auch lebenden Körpers von seinen Residuen, welche diesen hinderten (weil sie nicht organisch genug waren) organische Gestalt und Leben anzunehmen. Letzteres findet auch bei unorganischen Infusionen Statt: das reinste Wasser knüpft mit der Luft und einem Mineral (selbst mit dem immer dabei angegriffen werdenden Glasgefäße) einen chemischen Gegensatz an, wobei eine organische Verbindung geschieht zwischen den Bestandtheilen der gemeinen Luft und des Wassers, um jene Urflüssigkeit mit organischem Werthe zu bilden.

**) Ist es zu tief, wie beim Jupiter und einstens beim Saturn, so [203] müssen alle festen Körper in gewisser Tiefe im Wasser schweben, sich wegen der Rotation nach dem Aequator hin begeben und sammt dem in das Urwasser versenkten kosmischen kugeligen Körpern in Ringen zusammen krystallisieren, bei denen man beiderseits die Kugeln durch den Ring vorstehen sieht, was bei den Schröter’schen und Harding’schen Knoten (welcher letztere den Merkur an Größe übertrifft) im innern Saturnsring recht augenfällig ist, wovon im großen Laufe der Zeit sich das Urwasser verflüchtigt und die Ringe zurückläßt. (Vergl. Nat. d. Kometen S. 335 - 329 Note). Ich weiß wohl, daß Laplace den Saturnring für eine Flüssigkeit hält, und ich habe den äußern Ring selbst längst, wegen seiner Veränderlichkeit und seines neblichten Ansehens, für einen Wolkenring gehalten. Allein wenn auch sein innerer Ring am untersten Rande Wolken haben sollte, so bin ich doch der Meynung, daß des größern Ringes Atmosphäre das Licht viel minder brechen müßte, bestünde dieser Ring nicht aus einer festen Masse, zumal da nur er, aber (wegen zerstörender Stürme etc.) nicht die Kugel des Saturn bewohnt seyn kann.

*) Zeitschrift für die Anthropologie, 1823. Hft. 3. S. 114.

*) [205] Browallius (in s. historischen und physikalischen Untersuchung der vorgegebenen Verminderung des Wassers und Vergrößerung der Erde Stockholm, 1756) macht es z. B. (S. 47) gleich so; er sagt, jene von M. vorgetragene Ansicht sey ein unumstößlicher Beweis, daß ein Fieber und ein Fabeln des Verstandes bei Maillet mit im Spiele gewesen, und nennt ihn ein Schwindelhirn.

*) [206] Raubthiere finden das Kochsalz schon im Bluthe ihres Raubes.

**) M. s. Zeitschrift f. die Anthropologie a. a. O.

*) [207] Unters. üb. d. Verschiedenheiten der Menschennaturen; Tüb. Cotta 1813, S. 339 - 349.

*) [208] Ebendas. S. 333.

**) Indessen müßten dann wohl, ob ich es gleich nicht glaube, auch Pallas, Juno und Vesta keine organische Welt und keine Menschen besitzen, weil sie weil sie nach Herschel weniger als 30 Meilen im Durchmesser haben.

***) Wenn auch schon aus meinen Untersuchungen resultirt, daß die Centralgewölbe und die Ringgebirge der Mondflecken die Physiognomie der Urgebirge haben, so wird sich dereinst doch ergeben, daß auch in der Urformation sich Petrefacten finden, besonders im Urkalksteine.

*) [209] Von μενε, Mond. Ich weiß wohl, daß schon die ältesten Schriftsteller den Ausdruck: Seleniten gebrauchten; allein in neuerer Zeit hat man auch in der Mineralogie einen Selenit; und die Endigung: iten könnte billiger hier auf Mondsteine deuten (die es in dem Sinne, in welchem man sie nahm, wohl gewiß nicht gibt.)

*) [212] Wahrlich (wenn Grimald sich nicht irrte) erscheint unter einem solchen Verhältnisse der Mond ziemlich jung; und so möchten die Arkadier beiläufig wohl recht gehabt haben, wenn sie behaupten, ihre Stammväter wären schon vor der Ankunft des Mondes in Arkadien gewesen. Uebrigens geht bei mehreren Völkern die Sage, daß der Mond zu den Zeiten ihrer Stammväter noch nicht bei der Erde gewesen wäre.

**) Selenographische Fragmente, Thl. 2, §. 748.  Ich habe über 12 Jahre gewartet und nie vollkommen jene kleinen, wie Schröter versichert, oft kaum 50 Fuß hohen Hügelchen beim Marius gesehen (s. Kastners Archiv Bd. 2 S. 309 - 310). Neulich sah ich sie ein paarmal, aber immer mit einem Nebel bedeckt, und in den Configurationen [213] so verwaschen, daß ich nur sehr wenige und sehr hohe Hügelchen bemerken konnte. Aber vor wenigen Tagen (am 18ten Nov. 1824) als die Lichtgränze am westlichen Fuße des Reinerus vorbei ging und der Marius schon Nacht hatte, beobachtete ich, daß sowohl östlich am Marius, als auch die ganze Strecke bis zum Reinerus mit solchen Hügelchen voll gesäet war, wie sie Schröter von der nördlichen Gegend des Marius beschreibt und abbildet.

*) Ich habe im Kastner’schen Archive die größten dieser Hügelchen (Bd. 2, Hft. 3, Fig. 5.) nach einer frühern unvollkommneren Beobachtung abgebildet und sie für Sommergebäude gehalten. Allein diese Hügelchen sind bis auf die erstern bei a, welche wie ein staphylomatöses Auge sich darstellen und gruppiren, so vollkommen veränderlich, daß sie häufig gar nicht zu sehen sind,, oder andere Stellungen haben, oder gar, daß sie diesmal kaum 200 Fuß Höhe haben, ein anderesmal einen einzigen Berg zu bilden scheinen, welcher die Höhe von 1000 Fuß zu überschreiten scheint, was nur durch Gewölk oder Rauch erklärlich ist. Dahingegen zeigen [214] sich die andern 13 allerkleinsten Hügelchen in der Größe wie unsere Häuser, und zwar in zwei Reihen geordnet, wenn sie sichtbar sind, was aber sehr selten und dann zuweilen der Fall ist, wenn über ihnen die Sonne untergeht. Dabei habe ich diese Gegend mit moderner Bauart, nämlich mit zwei bis drei geraden Wällen oder regulären Wallsystemen geziert gefunden, was ganz auf Troglodyten deutet.

*) [215] Selenotopogr. Fragm. Bd. 2, S. 340, §. 906.

*) [216] Ich habe in meiner Schrift: Lieblingsobjekte (München 1817, S. 18 - 30) diese Monumente aufgeführt und ich will sie hier bloß aufzählen. In Europa: das lappländische bekannte Monument, der Seehafen in Fahlun, 12,000 Fuß über der Meersfläche. In Asien: mehrere Ruinen, [217] die della Valle besonders von einer Stadt sah, und ein großer von Tavernier angetroffener Pallast in dem unbewohnten Theile tief in der Wüste Arabiens; auf Ceylon traf man eine unbekannte Schrift auf Steinen, Häuser aus einem Stücke, einen Teich mit mehrere Ellen hohen und breiten gesalzten Steinen erbaut, eine große alte Stadt mit in Steinen gehauenen Inschriften; auf der Osterinsel 20 Fuß hohe, rohe Statuen; über 200,000 pyramidalische Gebäude auf den Bergen bei Caesarea; die Pallas’schen Gräber bei Abakan; einige hundert steinerne Pyramiden mit unbekannten Inschriften, die Pallas am Fluße Tzulim in einer Steppe fand. In Afrika: in Monomotapa und im Kaffernlande Ruinen von starken Gebäuden und bei den Hottentotten steinerne Grabmähler von fünftehalb Fuß. In Amerika: am Delaware 20 Fuß unter den Erdschichten ein mit Ziegeln gemauerter Brunnen, Festungswerke am Missisippi; das von Verandrier gefundene Denkmal mit einer der mongolischen ähnliche Inschrift, 900 Meilen westwärts von Montreal; Ulloa’s viele Erdhügel, oft 40 und mehr Fuß hoch, Bäume tragend, die 1350 Jahrringe hatten; Humboldt sah in einer Höhe von mehr als 10,000 Fuß Palläste und Bäder auf den Gebirgsebenen in Amerika (Mexiko und Peru) aus den Zeiten stammend, da das Wasser noch so hoch stand. In Polynesien: das pyramidalische Fiatuka, sich findend auf mehrern freundschaftlichen Inseln, oft von Steinen, die 24 Fuß lang, 12 Fuß breit und 2 Fuß dick sind. Sollten die ruinen beim Pythagoras am Nordpol des Mondes nicht auch ein so wundervolles Alterthum für die Meneen seyn, als manche dieser vorhin aufgezählten terrestrischen für uns?

*) [218] Dieser soll nach ihm die Durchmesser des Mondes an den Rändern desselben um 280 Fuß übertreffen (Schröt. selen. Fragm. Bd. 1. S. 17. §. 7 no. 3).

**) Ich habe angefangen, über diese Hypothese Beobachtungen anzustellen, und habe bis jetzt Hoffnung, sie im allgemeinen dereinst bestätigt zu finden.

***) Nur der einzige Archimedes dürfte noch eine Ausnahme machen, ob es gleich wahrscheinlich ist, daß der ihn streifig überziehende Dunst eher mineralischer als wässriger Natur seyn möchte.

*) [220] Meiners (a. a. O. Bd. 3. S. 110 - 138) statuirt eine (hier nicht beachtbare) Scala der Humanität: große Affen, Orang=Utangs, Kimpezey’s, Wald=Neger, Buschhottentotten, Buschmänner in Neuholland, Südsee=Neger, Finnen, Mongolische Hirtenvölker=Nomanden des westlichen Asiens, Insulaner der Südsee, südliche Asiaten, Hindus, westliche Asiaten.

*) [222] In der Schröter’schen Abbildung dieses kometenschweif=ähnlichen Gebildes ist die südliche Gränzlinie, vielleicht aus Versehen des Kupferstechers, gekrümmt, was in der Natur nicht der Fall ist; auch gehen die Streifen nicht parallel, sondern divergirend fort nach Osten, wenn man es durchs Fernrohr betrachtet.

**) M. s. selenotopog. Fragm. Bd. 2. S. 132  136, u. 137.

*) [224] Kastner’s Archiv, Bd. 2, Hft. 3. S. 300.

*) [225] Wirklich haben die beiden Biebersteins ihre Aggregationstheorie erst 1802 und der Herr von Zach hat dieselbe in der monatl. Corresp. zuerst von unserm Erdballe 1803, und überhaupt von den Weltkörpern 1804 aufgestellt und mit einem großen Scharfsinne durchgeführt. Mein erstes schriftstellerisches Produkt (Physik, München bei Lentner 1809) enthält diese Theorie, und zwei Jahre später habe ich sie in der Abh. über die Nat. der Kometen schon so vorgetragen, daß sie die Mondflecken aus der Aggregation der Weltkörper erklärte, und bediente mich des (nachher von unwissenden Krittlern verspotteten) Ausdruckes, daß die Mondflecken aussähen, als wären Kugeln von weichem Thon in weichen Thon geworfen worden (S. 193); welches allerdings so scheint, wenn man nicht wenn man nicht starke Sehewerkzeuge hat (die mir damals noch mangelten), durch welche sich die Gebirgsschichten deutlich zeigen.

*) [226] Eine wiederholte kritische Darstellung dieses höchst interessanten Phänomens würde hier gegen den Zweck seyn; sie muß in dem ersten Bande des oft citirten Schröter’schen Werkes § 394 - 397 selbst nachgelesen werden. Ich konnte nie dazu kommen, eben da zu ähnlicher Wechselzeit dasselbe zu sehen, ob ich gleich schon einmal Aequatoriallicht, mit einem Süd= und Nordlichte verbunden, in der Nachtseite des Mondes gesehen habe.

*) [227] Aus dieser Ursache zum Theil bin ich ganz von der Idee des Sterndienstes bei den Meneen abgekommen, zum Theil aber darum, weil das sternförmige Gebilde am Kunstbau beim Schröter nicht das einzige ist, denn ich habe diese Sternbildung in den äusserst feinen Kunstwällen, die den obigen Kunstbau in Westen, Nordwesten und Norden umgeben, wohl öfter wiederholt gesehen, wenn auch gleich meistens nur theilweise.

*) [228] Nicht bloß nach den ältern Reisenden, sondern noch mehr nach den neuesten z. B. nach Freycinet’s voyage autour du monde; Zool. ch. 1.

*) [229] M. s. die Abbildung eines Papyrus aus Neuguinea im Appendix von Raffles History of lava  Lond. 1817.

*) Durch das kalte Klima ist der herrliche Madschar zum Lappländer eingekrochen, und der treffliche Däne zum Grönländer. (M. s. meine Organozoonomie, München bei Lentner 1811, S. 27). Uebrigens bin ich gar nicht der Meinung, daß das Aequatorialklima gerade allein die Negerart tragen mußte; denn es trägt ja auch den Maleyen; und Neger finden sich in Neuseeland, wo es schon kälter ist, als in Europa. Und was die schwarze Farbe betrifft, so ist ja eben diese für den brennenden Sonnenstrahl die unpassendste, da sie am stärksten wärmt. Wahrscheinlich, aber unausgemacht, ist es, daß die rein Weissen Ureinwoh=[230]ner der Erde sind, weil Alles, was um den Aequator und bei den Wendekreisen wohnt, der Erde fremdartig scheint. Gewiß ist es, das die höchsten gebirgigen Klimata immer den schönsten und großartigsten Menschenschlag tragen, besonders in den gemäßigten Zonen. Ich glaube den Grund dieser Höhersteigerung in der verdünnten Luft suchen zu müßen, da alles übrige gleich ist dem in niedrigen Flächen. Ist nun dieses richtig, so ist wenigstens auch damit ausgemacht, daß die Mondbewohner größer als wir, vielleicht wahre Riesen, sind, und daß auf größeren Planeten eine noch mehr verdichtete Luft zuletzt nur noch Zwerge toleriren werde. Dieser Ansicht kommt noch eine andere zu Statten, nemlich, wenn nach Schröter es im Jupiter, Saturn, vielleicht auch im Uranus auf der Oberfläche so alles zerstörende Stürme giebt, so können diese Planeten nur Wasserthiere in den tiefen der Meere haben und die Menschen und sonstigen Luftthiere müßen auf ihren Satelliten und Ringen wohnen, weshalb ich glaube, daß auch im Jupitersmeere schon ein fester Ring angefangen ist, der erst dann sichtbar werden wird, wenn sein Wasser um ihn her verdunstet und sonst durch organische Wesen etc. verbraucht ist.

*) [232] So sind auf dem Monde mehrere Gebilde, vorzüglich das Apenninen=Gebiet mit dem imbrischen Meere; von den kleinern der Taruntius, Petavius, Posidonius, u. m. A.; nur fehlt hier, wie sich’s von selbst versteht, überall das Meer.

*) [233] In solchen Fällen legt man Annahmen zum Grunde, wie man ihrer eben bedarf, um das bange Herz zu beruhigen, welches jetzt den Tag des Gerichts erwartet, an welchem Sonne Mond und Sterne vom Himmel fallen sollen. Denken wir uns einen absoluten Aggregationszustand dem absoluten Dissolutionszustande gegenüber, so müßen, bis jener erreicht wird, die Kometen und Planeten etc. in die Sonne sich versenken und alle Sonnen in eine Masse zusammen sich vereinen. Allein jetzt in einem unendlichen Raume zerstreut, ist dieser letzte Zustand in endlicher Zeit nicht möglich, daher sich auch gegenwärtig die Dissolution der Aggregation continuirlich entgegengestellt, da von den Sonnen stets neue Schöpfungsstoffe entfliehen, um sich mit den Kometen wieder zu vereinen, wovon der von Harding beobachtete anomale Kometenschweif ein neuester Beweis ist. Uebrigens bin ich von der Nothwendigkeit der Aggregation der Weltkörper  durch die oben angeregten physicalischen Versuche vollkommen überzeugt. Auch glaube ich, daß man die wesentlichen Naturgesetze der Weltkörperaggregation bald finden werde, und daß durch Analytiker, künftige Störungen im Auge habend, dann auch Berechnungen versucht werden, ob sich dereinst der Encke’sche Komet zu der Venus, zu der Erde, oder zum Mars als Mond gesellen, oder ob er sich auch eine gesellschaftliche Laufbahn mit den vier neuentdeckten Planetchen bilden wird, um mit ihnen einen größern Planeten zu constituiren. Noch immer ist mir selbst dann, [234] wenn man die Resultate der Schröter’schen Messungen zum Grunde legt, die Gesammtmasse der obigen vier Weltkörper zu klein, und ich glaube, daß man ihre übrigen Compagnons dereinst noch mit sehr excentrischen und anomalen Bahnen entdecken möge.

*) [235] Spuren ähnlicher Ereignisse findet man bereits auf der Erde: Steinkohlen mit vegetabilischen Resten weit unter dem Niveau des Meeres, Wälder unter dem Meere, und fossile Thierreste auf den höchsten Gebirgen, mehrmaliger Wechsel von Erdschichten durch Meer= und Süßwassergrund u. dgl. sind auf der Erde nichts Neues. Kein Wunder, daß der Eine beweisen kann, das Meerwasser habe zugenommen, und der Andere, es habe abgenommen. Hieraus begreifen sich diese räthselhaften Erscheinungen gar leicht; wobei sich derjenige gar nicht irre machen zu lassen braucht, welcher behauptet, daß im Allgemeinen dennoch das Wasser durch chemische Zerlegung (besonders durch Organismen), und, wegen der Leichtigkeit des Wassergases, durch Verdunstung in den Weltraum u. s. w. immerfort im Abnehmen seyn müsse.









Zeitschrift für die Anthropologie / hrsg. von Fried[rich] Nasse. - Leipzig : Cnobloch, 1825. - Hft. 2, S. 193 - 236.